156 25. Juli
Der englische Staatssekretär des Aeusseren, Sir Edward Grey,
an den englischen Botschafter in Paris, den englischen
Geschäftsträger in Berlin und den englischen Botschafter
in St. Petersburg.
Blaubuch Nr. 27.
London.
Grey wünscht, Ich habe dem deutschen Botschafter die voraussichtliche
scheAntwortin serbische Antwortnote, wie sie in Herrn Crackanthorpes heuti-
gen werde. gem Telegramm!) enthalten ist, mitgeteilt. Ich sagte, ich hoffe,
dass, falls die in Wien erfolgte serbische Antwort dieser Voraus-
sicht entspricht, die deutsche Regierung sich in der Lage sieht,
die österreichische Regierung dahin zu beeinflussen, dass sie
die Note günstig aufnimmt. ?)
Der österreichisch-ungarische Minister des Aeusseren, (raf
Berchtold, an den österreichisch-ungarischen Botschafter
in St. Petersburg, Graf Szäpary.
Rotbuch Nr. 27.
Wien.
Berchtold er- Da Punkt 5 unserer Forderungen, nämlich die Beteiligung
Punkt5;erbe- von k. und k. Funktionären bei der Unterdrückung der sub-
Verbische die Versiven Bewegung in Serbien, besonderen Widerspruch
Souveränität Herrn Sasonows hervorgerufen, wollen Euer Exzellenz sich
über diesen Punkt streng vertraulich dahin äussern, dass des-
sen Einschaltung lediglich praktischen Rücksichten entsprang
und keineswegs der Absicht, die Souveränität Serbiens zu
tangieren. Wir denken bei Punkt 5 «collaboration» an (die Er-
richtung eines geheimen « bureau de sürete » in Belgrad, wel-
ches nach Art der analogen russischen Einrichtungen in Paris
funktionieren und mit der serbischen Polizei und Verwaltungs-
behörde kooperieren würde. ')
Bib. Nr. 27. !) Bezieht sich auf ein Telegramm des englischen
Geschäftsträgers in Belgrad, das den Inhalt der serbischen Antwortnote
angibt. Blb. Nr. 21,
?®) Dieses Telegramm erweckt naturgemäss den Anschein als
habe Grey mit Lichnowsky eine Unterredung gehabt. Es handelte sich
jedoch nur um eine schriftliche Mitteilung, wie aus Rb. Nr. 21 hervorgeht.
Rb. Nr. 27. ') Ueber diese Mitteilung Szäpärys zu dem viel
angefochtenen Punkt 5 bringt das Ob. kein Dokument; auch die
übrigen diplomatischen Veröffentlichungen erwähnen dieses bedeut-
same Zugeständnis Oesterreich-Ungarns nicht.