Italien erklärt
sich für unbe-
teiliget an dem
Konflikt.
Deutschland
erklärt sich für
solidarisch mit
Frankreich.
Deutschlands
Bitte, Frank-
reich möge in
St. Petersburg
wirken, lehnt
Bienvenu-Mar-
tin mit dem
Hinweis ab,
Deutschland
müsse in Wien
wirken.
170 26. Juli
der österreichisch-ungarische Gesandte die Beziehungen ab-
gebrochen und somit den vorgefassten Entschluss seiner Re-
sierung bewiesen, die Exekution Serbiens vorzunehmen.
Nach einem Telegramm des Herrn Jules Cambon hat der
englische Botschafter das Gefühl einer leichten Besserung; als
er zuHerrn von Jagow bemerkte, dass Sir E. Grey nicht von ihm
verlange zwischen Oesterreich und Serbien zu intervenieren,’)
sondern, da diese Frage aufhöre lokalisiert zu sein, mit England
Frankreich und Italien in Wien und Petersburg zu intervenieren,
hat der Staatssekretär erklärt, dass er sein Möglichstes tun
werde, um den Frieden zu erhalten.
Im Verlaufe einer Unterhaltung, die Merr Barr&re mit
dem Generalsekretär des italienischen Ministeriums des
Aeusseren hatte, wies dieser darauf hin, dass die italienische
Pegierung wiahrscheinlich die österreichische Note nicht gebil-
ligt hätte; aber da sie ihr vorher nicht mitgeteilt worden war,
befindet sie sich von jeder Verantwortlichkeit der schweren
ınitiative Oesterreichs enthoben.
Der deutsche Botschafter kam heute Nachmittag, um mir
eine Mitteilung zu machen, die auf die Intervention Frankreichs
bei Russland in friedlichem Sinne hinzielte. Oesterreich, so sagte
er mir, hat Russland erklären lassen, dass es wieder eine terri-
toriale Vergrösserung noch eine Verletzung der Integrität des
Königreiches Serbien bezwecke; seine einzige Absicht sei es,
seine eigene Ruhe zu sichern und Ordnung zu schaffen. Von
den Entschliessungen Russlands hängt es ab, ob ein Krieg ver-
mieden wird; Deutschland fühlt sich solidarisch mit Frankreich
in dem heissen Wunsche, (dass der Frieden erhalten bleiben
möge, und hegt die feste Hoffnung, dass Frankreich seinen Ein-
fluss in beschwichtigendem Sinne in St. Petersburg geltend
machen wird.
Ich habe auf diese Anregung geantwortet, dass Russland
gemässigt sei, dass es keine Handlung begangen habe, die an
seiner Mässigung zweifeln lasse und dass wir mit Russland
einig darin wären, die friedliche Lösung dieses Konfliktes zu
suchen. Es schien uns infolgedessen, dass als Gegenleistung
Deutschland in Wien handeln müsse, wo die Wirksamkeit sei-
ner Aktion sicher wäre, um die militärischen Operationen, die
auf eine Besetzung Serbiens hinzielen, zu vermeiden.
Da der Botschafter mir erwiderte, dass das unvereinbar
sei mit der Haltung, die Deutschland eingenommen habe, «dass
G1b.Nr. 56. ?) Die Gespräche zwischen Grep undPaulCambon, Bib
Nr. 10 und Gib. Nr. 32 und endlich auch Vivianis Darstellung, Gib. Nr. 76
beweisen, dass man mit der obenstehenden Versicherung, die immer
wiederkehrt, Deutschland und Oesterreich-Ungarn bewusst täuschte.