Widerspruch
zwischen Kon-
ferenzvor-
schlag und
direkten Ver-
handlungen.
Sasonow ver-
zichtet vor-
läufig auf die
Konferenz zu-
gunsten der
ekten Ver-
handlungen.
180 27. Juti
Der russische Botschafter in London, Graf Benckendorff, an
den russischen Minister des Aeusseren, Sasonow.
Orangebuch Nr. 31.
London.
Habe Ihr Telegramm vom 26. erhalten.') Bitte Sie, mir
zu telegraphieren, ob nach Ihrer Meinung Ihre direkten Pour-
parlers mit dem Wiener Kabinett mit dem Greyschen Projekt
über die Vermittlung der vier Regierungen übereinstimmen.
Da er durch den englischen Botschafter in St. Petersburg er-
fahren hat, dass sie geneigt sind, diese Kombination anzu-
nehmen, hat Grey beschlossen,?) sie in einen offiziellen Vor-
schlag umzuwandeln, den er gestern in Berlin, Paris und Rom
unterbreitete.
Der russische Minister des Aeusseren, Sasonow, an die rus-
sischen Botschafter in Paris und London.
Orangebuch Nr. 32.
St.Petersburg.
Der englische Botschafter hat mich gefragt, ob wir es
als zweckmässig erachten, wenn England die Initiative zur
Berufung einer Londoner Konierenz der Vertreter von England,
Frankreich, Deutschland und Italien ergreift, um die Lösung
der gegenwärtigen Lage zu studieren.')
Ich antwortete dem Botschafter, dass ich Pourparlers
mit dem österreichisch-ungarischen Botschafter unter, wie ich
hoffe, günstigen Umständen eingeleitet habe, Jedoch habe ich
noch keine Antwort auf meinen Vorschlag erhalten, eine Revi-
sion der Note durch die beiden Kabinette vorzunehmen.
Wenn direkte Auseinandersetzungen mit dem Wiener
Kabinett sich als unerreichbar herausstellten,?) bin ich bereit,
den englischen Vorschlag oder jeden andern Vorschlag, der
geeignet ist, den Konflikt günstig zu lösen, anzunehmen.
Ob. Nr. 31. ') Bezieht sich auf Telegramm Ob. Nr. 25, das
u. a. auch nach London mitgeteilt wurde.
?) Grep sah also die Voraussetzung für sein Projekt in der
russischen Zustimmung. Eine ähnliche Anfrage in Wien erfolgte aber
nicht.
Ob. Nr. 32. ') Siehe Anmerkung zu Ob. Nr. 31. Grey lässt also
auch durch seinen Botschafter Sasonows Meinung einholen, während,
wie Wb. Anl. 12 zeigt, in Berlin keinerlei Mitteilung gemacht worden
war und man, wie schon erwähnt, auch Wien nicht sondiert hatte.
?) Sasonow dachte also an eine Konferenz auch nur für den Fall,
dass die direkten Pourparlers scheitern sollten. Der deutsche Stand-
punkt in dieser Frage weicht also formell von dem russischen nicht ab.