28. Juli 199
Ich bitte Sie, dieses Telegramm unseren Vertretern bei
den Grossmächten und unserem Gesandten in Belgrad mitzu-
teilen.
Der französische stellvertretende Minister des Aeusseren,
Bienvenu-Martin, an die Botschafter in London, Berlin,
St. Petersburg, Wien und Rom.
Gelbbuch Nr. ’®.
Paris.
Ich hatte heute morgen von neuem den Besuch des
deutschen Botschafters; er sagte mir, dass er keine Mitteilung,
keinen offiziellen Vorschlag zu überbringen habe, sondern dass
er rein privat käme, um über die Lage und die Mittel zu
sprechen, die nicht wieder gut zu machende Akte verhindern
könnten. Als ich ihn über die Absichten Oesterreichs befragte,
erklärte er, er kenne sie nicht und wisse nicht, welcher Ari
die Zwangsmittel seien, die es vorbereite.
Deutschland hat, nach dem was Freiherr von Schön sagt,
nur den Wunsch, mitFrankreich für dieErhal:
tungdesFriedenszu wirken. Auf meine Bemerkung,
dass ein Projekt über die Vermittlung der vier Mächte, dem
im Prinzip Italien und Deutschland zugestimmt haben, von
England vorgebracht worden sei, antwortete der Botschafter,
dass Deutschland in der Tat sich durchaus der Aktion der
Mächte beigesellen wiolle, wenn diese Aktion nicht die Form
eines Schiedsgerichtes oder einer Konferenz annehme, die
Oesterreich abgelehnt habe.
Ich entgegnete, dass, wenn nur ein Wort die österrei-
chische Regierung zurückhalte, das Ziel durch andere Mittel
erreicht werden könne; die deutsche Regierung sei in der
Lage, Oesterreich aufzufordern, den Mächten Zeit zur Inter-
vention, zur Anbahnung einer Versöhnung zu lassen.
Herr von Schön bemerkte mir darauf, dass er keine In-
struktionen habe und nur wisse, dass Deutschland auf Oester-
reich keinen Druck ausüben wolle, weil Oesterreich nichts
von einer Konferenz wissen wolle..Er wirft den französischen
Zeitungen vor, Deutschland eine Haltung zuzuschreiben, die
in dem internen Schriftwechsel unumwunden zu, dass Greys Aktion
tatsächlich das europäische Schiedsgericht über Wien und Belgrad
bedeute, als das Deutschland und Oesterreich-Ungarn den Grepschen
Vorschlag ansahen. Damit fallen die spätern Anklagen, die Viviani
gegen Deutschland wegen der Nichtannahme des Vermittlungsvor
schlages zwischen Wien und St. Petersburg richtet, zusammen.
Eine neue ver-
söhnliche deut-
sche Demar-
che in Paris.