Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

Berchtold 
lehnt eine 
Aenderung der 
NoteanSerbien 
ah, nicht aber 
die direkten 
österreichisch- 
russischen 
Verhand- 
lungen. 
210 28. Juli 
  
  
  
schen Bemerkungen zu der serbischen Note (Text der Note mit 
unseren Bemerkungen versehen ist gestern an Euer Exzellenz 
per Post abgegangen) mit Sir E. Grey durchsprechen und ihm 
klarlegen, dass das serbische Entgegenkommen nur ein 
scheinbares war, bestimmt, Europa zu täuschen, ohne für 
die Zukunft irgend eine Garantie zu bieten. 
Da die serbische Regierung wusste, dass uns nur eine 
vorbehaltlose?) Annahme unserer Forderungen befriedi- 
gen könne, ist die serbische Taktik klar zu durchschauen : 
Serbien akzeptierte, um Eindruck auf die europäische Oeffent- 
lichkeit zu machen, mit allerleiVorbehalten eine Anzahl unserer 
Forderungen, darauf bauend, dass es nicht in die Lage kommen 
werde, seine Zusagen zu erfüllen. Ein Hauptgewicht bei der 
Konversation Euer Exzellenz mit Sir E. Grey wäre auf den 
Umstand zu legen, dass die allgemeine Mobilisierung der serbi- 
schen Armee für den 25. Juli nachmittags 3 Uhr angeordnet 
wurde, während die Antwort auf unsere Note erst knapp 
vor Ablauf der Frist, das heisst wenige Minuten vor 6 Uhr, 
überreicht wurde. Wir hatten vorher keine militä- 
rischen Vorbereitungen getroffen, durch die 
serbische Mobilisierung wurden wir aber zu solchen ge- 
zwungen. 
Der österreichisch-ungarische Minister des Aeusseren, Graf 
Berchtold, an den österreichisch-ungarischen Botschafter 
in St. Petersburg, Graf Szäpäry. 
Rotbuch Nr. 40. 
  
Wien. 
Zu Euer Exzellenz Orientierung und Regelung Ihrer 
Sprache: | 
Der kaiserlich russische Botschafter sprach heute bei 
mir vor, um mir seine Rückkehr aus Russland von kurzem 
Urlaube mitzuteilen und gleichzeitig einem telegraphischen 
Auftrage Herrn Sasonows nachzukommen. Letzterer hätte 
ihm mitgeteilt, dass er eine längere, freundschaftliche Aus- 
sprache mit Euer Exzellenz gehabt hätte (Euer Fxzellenz 
Telegramm vom 27. dieses Monats), in deren Verlaufe Hoch- 
dieselben mit grosser Bereitwilliekeit die einzelnen Punkte 
der serbischen Antwortnote durchgesprochen hätten. Herr 
Sasonow sei der Ansicht, dass Serbien in weitgehendem 
Masse unseren Wünschen entgegengekommen sei, dass aber 
Rb. Nr. 39. 1) Im Rotbuch gesperrt.
	        
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