Der Frieden
ist nur durch
Lokalisierung
des Konfliktes
zu wahren.
SollteRussland
den Krieg her-
beiführen,
steht Deutsch-
land aufOester-
reich- Ungarns
Seite.
Trotz der _
Kriegserklä-
rung an Ser-
bien arbeitet
Deutschland
an der Verstän-
digung zwi-
schen Wien
und St. Peters-
burg.
Der Deutsche
Kaiser appel-
liert an das mo-
narchische So-
lidaritätsge-
fühl, die
Freundschaft
und die Frie-
densliebe des
Zaren und be-
tont seineeige-
nen Bemühun-
gen in Wien.
220 28. Juli
bewahren, weist uns gleichzeitig darauf hin, diejenigen Bestre-
bungen zu unterstützen, die auf die Lokalisierung des
Konflikts hinzielen, getreu den Richtlinien derienigen Po-
litik, die wir seit nunmehr 44 Jahren im Interesse der Aufrecht-
erhaltung des europäischen Friedens mit Erfolg durchgeführt
haben. Sollte indes wider Erhoffien durch ein Eingreifen Russ-
lands der Brandherd eine Erweiterung erfahren, so würden
wir getreu unserer Bundespflicht mit der ganzen Macht des
Reiches die Nachbarmonarchie zu unterstützen haben. Nur ge-
zwungen werden wir zum Schwerte greifen, dann aber in dem
ruhigen Bewusstsein, dass wiran dem Unheilkeine
Schuld tragen, das ein Krieg über Europas
Völker bringen müsste,
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den
deutschen Botschafter in St. Petersburg, Graf Pourtales.
Weissbuch, Anlage 14.
Berlin.
Wir bemühen uns unausgesetzt, Wien zu veranlassen, in
Petersburg Zweck und Umfang des österreichischen Vor-
gehens in Serbien in einer unanfechtbaren und hoffentlich
Russland befriedigenden Weise klarzulesen. Hieran ändert
auch die inzwischen erfolgte Kriegserklä-
rungnichts.‘)
Der Deutsche Kaiser an den Kaiser von Russland.
Weissbuch, Anlage 20.
Mit der grössten Beunruhigung höre ich von dem Ein-
druck, den Oesterreich-Ungarns Vorgehen gegen Serbien in
Deinem Reiche hervorruft. Die skrupellose Agitation, die seit
Jahren in Serbien getrieben worden ist, hat zu dem empören-
den Verbrechen geführt, dessen Opfer Erzherzog Franz Fer-
dinand geworden ist. Der Geist, der die Serben ihren eigenen
König und seine Gemahlin morden liess, herrscht heute noch
in jenem Lande. Zweifellos wirst Du mit mir darin über-
Wb. Anlage 14. ') Der Reichskanzler betont hier ausdrück-
lich, dass die österreichisch-russischen direkten Verhandlungen durch
den österreichisch-serbischen Krieg nicht gehindert werden. Vergleiche
damit Bib. Nr. 70 — Il, wo Sasonow diese Verhandlungen als durch die
Kriegserklärung beendet erklärt.