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handlung abgeben sollte. Seine Exzellenz hat, als er die Ant-
wort empfing, eine Botschaft nach Wien gesandt, in der er er-
klärt, dass, obschon seiner Meinung nach die serbische Ant-
wort eine gewisse Neigung zeige, den österreichischen Forde-
rungen entgegenzukommen, er vollständig verstände, dass ohne
einige sichere Garantien, dass die serbische Regierung die an
sie gestellten Forderungen erfüllen würde, Oesterreich-Un-
garn im Hinblick auf die Erfahrungen der Vergangenheit sich
nicht zufrieden geben könne. Er hätte dann weiter gesagt, dass
die Feindseligkeiten, welche gegen Serbien eröffnet werden
sollten, wahrscheinlich den ausschliesslichen Zweck verfolgten,
sich solcher Bürgschaften zu versichern, da die österreichisch-
ungarische Regierung Russland bereits versichert hatte, dass
sie keine Gebietserweiterung anstrebe.
Sollte diese Ansicht richtig sein, so rate er der österrei-
chisch-ungarischen Regierung, sich offen in diesem Sinne zu
äussern. Eine solche Sprache würde, so hoffe er, jedes mög-
liche Missverständnis beseitigen.
Bisher habe er noch keine Antwort aus Wien erhalten.
Seine Exzellenz hoffte, dass Sie aus der Tatsache, dass
er in der Angelegenheit so weit gegangen sei, diesen Rat in
Wien zu erteilen, entnehmen möchten, dass er aufrichtig ent-
schlossen ist, alles was in seiner Macht läge zu tun, um die
Gefahr europäischer Verwicklungen zu bannen.
Die Tatsache, dass er Ihnen diese Mitteilung mache,
sei ein Beweis des Vertrauens, das er in Sie setze, und seines
Strebens, Ihnen zu zeigen, dass er sein Möglichstes tue, um
unsere Bestrebungen im Interesse des allgemeinen Friedens
zu unterstützen, welche Bestrebungen er aufrichtig schätze.
Der englische Botschafter in Berlin, Sir E. Goschen, an den
englischen Staatssekretär des Aeusseren, Sir Edward Grey.
Blaubuch Nr. 76.
Berlin.
von Jagow ist Ich fand heute den Staatssekretär sehr niedergeschlagen.
sche Militär- Er erinnerte mich daran, dass er mir vor kurzem gesagt habe,
un wie vorsichtig er sein müsse, wenn er Oesterreich-Ungarn Rat
hist. erteile, da jede Vermutung, man wolle auf das Wiener Kabinett
einen Druck ausüben, dasselbe wahrscheinlich zur Ueberstür-
zung der Dinge und zur Schaffung eines fait accompli veran-
lassen würde. Das sei nun eingetroffen und er sei nicht
sicher, dass nicht die Uebermittlung Ihres Vorschlages, die
serbische Antwort als Diskussionsbasis zu behandeln, die