Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

neutral bleiben. Der Auslandshandel wird stocken, nicht weil die 
Handelswege geschlossen sein werden, sondern weil man auf der 
anderen Seite keinen Handel mehr treibt. Die Festlandnationen sind 
in einen Krieg verwickelt — ihre gesamten Bevölkerungen, ihre ge- 
samten Kräfte, ihr gesamter Reichtum ist in dem verzweifelten Kampf 
festgelegt — sie können sich nicht um den Handel mit uns kümmern 
wie in Friedenszeiten, ob wir an dem Kriege teilnehmen oder nicht. 
Ich glaube auch keinen Augenblick, dass wir am Ende dieses Krieges 
in der Lage sein werden, in der materiellen Lage, unsere Kräfte ent- 
scheidend zu verwenden, um die Ergebnisse dieses Krieges wieder 
rückgängig zu machen und zu verhindern, dass das gesamte West- 
europa — wenn dieses das Ergebnis des Krieges sein sollte — unter 
der Herrschaft einer einzigen Macht uns gegenübersteht.» 
(Rede von Grey, am 3. August 1914 im Unterhaus.) 
3. «Wenn wir leider — trotz all unserer Bemühungen zur Erhal- 
tung des Friedens und des vollen schweren Bewusstseins der Er- 
gebnisse im Falle der Entscheidung für den Krieg — es nichts- 
destoweniger als die Pflicht und das Interesse dieses Landes erachten, 
in den Krieg zu ziehen, so mag das Haus überzeugt sein, dass dies 
in dem Glauben geschah, den das Land sicher teilen wird, dass wir 
das Schwert für eine gerechte Sache ziehen. Falls ich befragt 
werde, wofür wir kämpfen, so kann ich in zwei Sätzen antworten; 
Erstens, um eine hohe und teure internationale Pflicht zu erfüllen, 
die, wenn sie im gewöhnlichen Leben zwischen zwei Privatper- 
sonen in Frage käme, nicht nur als eine gesetzliche, sondern auch 
als Ehrenpflicht gelten würde, die kein sich selbst achtender Mann 
verleugnen kann. Jch sage zweitens, dass in unserer Zeit, in der die 
rohe Kraft von grösstem Einfluss und ein Element der Menschheits- 
entwicklung darzustellen scheint, wir zur Verteidigung des Prinzips 
der Rechte der kleinen Staaten kämpfen, damit sie nicht ohne Rücksicht 
auf den internationalen guten Glauben durch den eigenmächtigen 
Willen einer starken und herrschsüchtigen Nation vernichtet werden.» 
(Rede von Asquith, am 6. August 1914 im Unterhaus.) 
Für Russlands offizielle These gibt ein Rundschreiben 
Sasonows an die russischen Auslandsvertreter vom 2. Au- 
gust 1914 den deutlichsten Aufschluss. 
1. «Da die russische Regierung die Schmälerung der Würde 
Serbiens, die diese Forderungen enthielten'), desgleichen die Tendenz 
Oesterreich-Ungarns, die aus den Forderungen ersichtlich war, sich 
die Vorherrschaft auf dem Balkan zu sichern, nicht hinnehmen Konnte,, 
machte sie die österreichisch-ungarische Regierung darauf aufmerksam, 
dass es wünschenswert wäre, die einzelnen Punkte der österreichisch- 
ungarischen Note einer neuen Prüfung zu unterziehen. Die öster- 
reichisch-ungarische Regierung hielt es für unmöglich, in eine Dis- 
1) Die Österreichisch-ungarische Note an Serbien.
	        
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