Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

30. Juli 263 
  
  
Oesterreich uns geben könne, begnügen könnten, — nicht die 
Integrität des Königreiches Serbien anzutasten — und die 
Bedingungen anzugeben, unter welchen wir 
bereit wären, unsere Rüstungen einzustel- 
len; ich diktierte!) ihm die folgende Erklärung, die er dringend 
nach Berlin senden solle: «Wenn Oesterreich, indem es aner- 
kennt, dass die österreichisch-serbische Frage 
den Charakter einer europäischen Fragean- 
genommenhat, sich bereit erklärt, ausseinem Ulti- 
matum die Punkte zu entfernen, die die souverä- 
nen Rechte Serbiens antasten, verpflichtet sich Russ- 
land, seine militärischen Vorbereitungen 
einzustellen.» 
Wollen Sie dringend telegraphieren, welches die Haltung 
der deutschen Regierung angesichts dieses neuen Beweeises 
unseres Wunsches, das Mösglichste für die friedliche Lösung 
der Frage zu tun, sein wird, denn wir können nicht zulassen, 
dass derartige Pourparlers nur dazu dienen, dass Deutschland 
und Oesterreich für ihre militärischen Vorbereitungen Zeit ge- 
winnen.?) 
Der englische Botschafter in St. Petersburg, Sir E. Buchanan, 
  
an den englischen Staatssekretär des Äeusseren, Sir 
Edward Grey. 
  
  
Blaubuch Nr. 9. 
St. Petersburg. 
Der französische Botschafter und ich besuchten heute 
morgen den Minister des Aeusseren. Seine Exzellenz sagte, dass 
) Ob. Nr. 60. Die Formel ist von Sasonow selbst nieder- 
geschrieben worden, wie sich aus Bib. Nr. 97 ergibt. 
?) Sasonow wusste natürlich, dass Oesterreich-Ungarn diese 
Bedingungen überhaupt nicht in Betracht ziehen konnte. Er ver- 
langt in der Tat 1. die Aufgabe der Öösterreichisch-deutschen Poli- 
tik, der zufolge der österreichisch-serbische Konflikt nur Oester- 
reich-Ungarn und Serbien betreffe, also lokalisiert bleiben müsse, 
2. dass Oesterreich-Ungarn seine Forderungen umändere, was Oester- 
reich-Ungarn kategorisch abgelehnt hatte, 3. verlangt Sasonow all 
dieses, indem er Oesterreich-Ungarn mit seinen militärischen Mass- 
nahmen bedroht. Was Oesterreich-Ungarn in äusserlich freundschaft- 
licher Diskussion abgelehnt hatte, sollte es nun unter dem Druck der 
russischen Waffen annehmen und zwar in einer Form, die fast einem 
Ultimatum gleichkam. — In seinem trefflichen, während der Beendigung 
dieser Arbeit erschienenen Buche «Der Gegensatz zwischen Oester- 
reich-Ungarn und Russland», Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und 
Berlin, 1915, sagt Dr. Alexander Redlich S. 88über den Sasonowschen 
nehmbare Be- 
dingungen, die 
den Krieg un- 
vermeidlich 
machen. 
Deutschland 
ist bereit, die 
Bürgschaft für
	        
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