Russland
nimmt sein
Versprechen,
alle englischen
Friedensvor-
schläge anzu-
nehmen,
zurück.
266 30. Juti
sprach, überreicht; er sagte mir, dass er ein ähnliches Tele-
eramm von dem deutschen Botschafter in St. Petersburg er-
halten habe und erklärte mir darauf, dass er unseren Vor-
schlag für unannehmbar für Oesterreich halte.)
Der russische Botschafter in London, Graf Benckendorff, an
den russischen Minister des Aeusseren, Sasonow.
Orangebuch Nr. 64.
London.
Habe den Inhalt Ihrer Telegramme vom 29. und 30. Juli
Grey mitgeteilt, welcher die Lage als sehr ernsthaft betrach-
tet, aber die Pourparlers fortzusetzen wünscht. Ich erklärte
Grey, dass, seitdem Sie ihm vorgeschlagen haben, alle seine
Vorschläge zugunsten der Erhaltung des Friedens anzuneh-
men, vorausgesetzt dass Oesterreich nicht aus diesem Auf-
schub Nutzen zieht, um Serbien niederzuwerfen, sich die Lage,
in der Sie sich befänden, offenbar geändert habe. Damals
waren unsere Beziehungen zu Deutschland noch nicht kom-
promittiert. Nach der Erklärung des deutschen Botschafters
in St. Petersburg über die russische Mobilmachung haben sich
diese Beziehungen geändert und seine Aufforderung
hatte von Ihnen die einzige Antworterhalten, dieeine Grossmacht
geben konnte. Als der deutsche Botschafter wieder zu Ihnen
kam und sich nach Ihren Bedingungen erkundigte, hatten Sie
sie unter ganz besonderen Umständen formuliert. Ich habe
gleichzeitig von Neuem auf Grey gedrungen, die neue durch
Ob. Nr. 63. ') Swerbejew spricht hier von einem Vorschlage,
der ineinem Telegramm vom 29. Juli enthalten sei. Es handelt sich offen-
bar um das Telegramm Ob. Nr. 60, das vom 30. datiert ist, wie auch
der Vorschlag Sasonows erst an diesem Tage gemacht wurde. Am
29. wurde in der Tat kein Vorschlag gemacht, wenn man nicht Sa-
sonows im Telegramm Ob. Nr. 49 enthaltene Aeusserung über die
Mächtevermittlung darunter verstehen will. Eine Ablehnung kam daher
nicht in Frage. Das Expos& übrigens, in dem es heisst (Ob. Nr. 77):
« Der Vorschlag Russlands wurde von Deutschland als für Oesterreich-
Ungarn unannehmbar befunden», wobei es sich um den Vorschlag Ob.
Nr. 60 handelt, beweist, dass es sich also nur um jenen Vorschlag
vom 30. Juli handeln kann. Der Irrtum im Telegramm Swerbejews ist also
nicht verständlich. Es handelt sich nicht nur um einen Druckfehler,
“a das Datum alten Stiles, das beigefügt ist (der 16.), gleichfalls den
. angibt.
Im Wb. ist ein diesbezügliches Telegramm Pourtales nicht ent-
halten, aber Bib. und Gib. behandeln, wie wir sahen, den Sasonow-
schen Vorschlag.