272 30. Juli
ich eine längere Erörterung unseres unleidlichen Verhältnisses
zu Serbien. Auch gab ich Herrn Schebeko deutlich zu ver-
stehen, inwelchhohem Masse die russische Di-
plomatie, wenn auch gewiss gegen den Wil-
len der leitenden Faktoren, an diesen Zu-
ständen schuld sei.
Er erklärt die Im weiteren Verlauf unserer Unterhaltung erwähnte ich
russische Mo- , . . .
bilmachune die nunmehr zu meiner Kenntnis gelangte russische Mo-
een Hilisierung. Nachdem sich dieselbe auf die Militärbezirke
Desterreich- Odessa, Kiew, Moskau und Kasan beschränke, trage dieselbe
ngarn.
einen hostilen Charakter gegen die Monarchie.
Was der Grund hievon sei, wisse ich nicht, da ia kein Streitfall
zwischen uns und Russland existiere. Oesterreich-Ungarn habe
ausschliesslich gegen Serbien mobilisiert, gegen Russland nicht
einen Mann, was allein aus dem Umstande zu ersehen sei,
dass das 1, X. und Xl. Korps nicht mobilisiert
worden seien. Bei dem Umstande jedoch, dass Russland
offensichtlich gegen uns mobilisiere, müssten auch wir unsere
Mobilisierung erweitern, wobei ich jedoch ausdrücklich erwäh-
nen wolle, dass diese Massnahme selbstverständlich keinen
feindseligen Charakter gegen Russland trage und sich lediglich
als notwendige Gegenmassnahme gegen die russische Mobili-
sierung darstelle.
Ich bat Herrn Schebeko, dies seiner Regierung zu mel-
den, was er mir zusagte.’)
Der englische Botschafter in Paris, Sir F. Bertie, an den eng-
lischen Staatssekretär des Aeusseren, Sir Edward Grey.
Blaubuch Nr. 99.
Paris.
Präsidentf oin- Der Präsident der französischen Republik sagt mir, dass
England auf, die russische Regierung von der deutschen Regierung die Mit-
en teilung erhalten habe, dass, wenn Russland seine Mobilisation
dass es auf nicht einstelle, Deutschland mobilisieren würde. Aber ein wei-
reichs kämpfen terer Bericht aus St. Petersburg sagt, dass die deutsche Mit-
wird. teilung abgeändert worden sei und nun eine Anfrage darstelle,
Rb.Nr.50.°) In seinem diese Darstellung durchaus bestätigenden
Bericht über diese Unterredung sagt Bunsen in seinem Telegramm an
Grep, Bib. 96: «Der russische Botschafter ist im ganzen genommen zu-
frieden. Er hatte bereits begonnen, auf das Gerücht hin, dass Oester-
reich-Ungarn in Antwort auf die russische Mobilisation den Krieg er-
klären würde, seine Abreise vorzubereiten. Er hofft jetzt, dass etwas
geschehen kann, um den Krieg mit Oesterreich zu vermeiden. »