Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

276 30. Juli 
  
Der englische Staatssekretär des Aeusseren, Sir Edward Grey, 
an den englischen Botschafter in St. Petersburg, Sir 
G. Buchanan. 
  
Blaubuch Nr. 103. 
London. 
Deutschland Der deutsche Botschafter teilt mir mit, dass die Reichs- 
letzten ens- regierung sich bemühen werde, Oesterreich-Ungarn dahin zu 
la zu dass beeinflussen, nachdem es Belgrad und serbisches Gebiet be- 
an setzt haben wird, ein Versprechen abzugeben, nicht weiter 
bischen Ge-- vorzudringen, während die Mächte Serbien zu bestimmen 
ae suchen, Oesterreich-Ungarn hinreichende Genugtuung zu lei- 
treten solle. sten, um es friedlich zu stimmen. Die Österreichisch-ungari- 
schen Truppen würden natürlich serbisches Gebiet erst wieder 
räumen, wenn die Donaumonarchie volle Befriedigung erlangt 
hätte. Ich schlug dies gestern als mögliches Mittel, die Lage zu 
entspannen, vor, und wenn es Frfolg hat, hoffe ich ernsthaft, 
dass weitere militärische Vorbereitungen allerseits eingestellt 
werden. 
Der russische Botschafter hat mich über die von Herrn 
Sasonow gemachte und in Ihrem Telegramm vom 30. Juli’) 
erwähnte Bedingung unterrichtet und befürchtet, sie könne 
nicht abgeändert werden; sollte aber das Vorrücken der öster- 
reichisch-ungarischen Truppen, nachdem Belgrad besetzt 
wurde, eingestellt werden, so glaube ich, dass ıder Vorschlag 
des russischen Ministers des Aeusseren dahin abzuändern wäre, 
dass die Mächte prüfen würden, wie Serbien Oesterreich völlig 
befriedigen könnte, ohne dass dabei Serbien seine Souveräni- 
tätsrechte und seine Unabhängigkeit preisgäbe. 
die Hände bindet. Damit ist klipp und klar, wie bereits vorher, aus- 
gesprochen, dass England im Fall eines Krieges auf jeden Fall die gün- 
stige Lage ausnützen will. Endlich sagt Grey, dass « die einzige Art, die 
guten Beziehungen zwischen Deutschland und England zu erhalten 
in dem weitern Zusammenarbeiten für die Erhaltung des Friedens 
besteht». England hat aber diese «einzige Art» nicht gepflegt. 
Deutschland ging auf alle Anregungen Engiands ein, Russland: lehnte 
sie ab, und England tat nichts, um Russland Einhalt zu gebieten; 
damit führte England den deutsch-russischen Krieg geradezu herbei, 
während es Deutschland in dem gefährlichen Glauben liess, es arbeite 
«Schulter an Schulter» mit ihm, wie wir bereits in den Anmer- 
kungen zu den russisch-englischen Gesprächen betonen konnten. 
Bib. Nr. 103. ') Bib. Nr. 97.
	        
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