Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

Ein deutsch- 
belgisches Ge- 
spräch in Brüs- 
sel über die 
belgische Neu- 
tralität, die 
Deutschland 
nicht zu ver- 
letzen beab- 
sichtigt. 
296 31. Juli 
  
  
die anderen Mächte würden, angesichts der ausgezeichneten 
freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen, die wir 
stets mit ihnen unterhalten hatten, diese Neutralität beobach- 
ten und aufrechterhalten. 
Ich verfehlte nicht, zu betonen, dass unsere Streit- 
kräfte, die infolge unserer kürzlichen Reorganisation erheblich 
entwickelt sind, uns gestatten, uns im Falle einer Verletzung 
unseres Gebietes energisch zu verteidigen. 
Im Laufe der darauf folgenden Unterhaltung schien Sir 
Francis über die Schnelligkeit, mit der wir die Mobilisation 
unseres Tleeres beschlossen hatten, etwas erstaunt zu sein. 
Ich wies darauf hin, dass die Niederlande vor uns bereits einen 
ähnlichen Entschluss gefasst hatten und dass andererseits da- 
durch, dass unser neues militärisches Regime erst seit kurzem 
bestand und wir bei dieser Gelegenheit uns zu Uebergangs- 
massregeln entschliessen müssen, wir zu dringenden und voll- 
ständigen Massnahmen gezwungen seien. Unsere Nachbarn 
und Garantiemächte sollten in diesem Entschluss den Wunsch 
sehen, unseren festen Willen zur eigenen Aufrechterhaltune 
unserer Neutralität zu bekunden. 
Sir Francis Villiers schien mir durch meine Antwort be- 
friedigt zu sein und kündigte mir an, dass seine Regierung 
diese Antwort erwartete, um die Verhand- 
lungen mitFrankreich und Deutschland fort- 
zusetzen, deren Ergebnisse mir mitgeteilt würden. 
Der belgische Minister des Aeusseren, Davignon, an die 
belgischen Gesandten in Berlin, London und Paris. 
Graubuch Nr. 12. 
Brüssel. 
Im Verlauf eines Gespräches, das der Generalsekretär 
meines Departements, Baron van der Elst, mit Herrn von Below 
hatte, erklärte er dem deutschen Gesandten die Bedeutung 
der von uns ergriffenen militärischen Massnahmen und sagte 
ihm, sie seien eine Folge unseres Willens, unsere internatio- 
nalen Verpflichtungen zu erfüllen und bedeuteten in keiner 
Weise eine Haltung des Misstrauens unsern Nachbarn gegen- 
über. 
Der Generalsekretär fragte hierauf den deutschen Ge- 
sandten, ob er von der Unterredung, die er mit seinem Vor- 
gänger, Merrn von Flotow, gehabt hatte, sowie von der Ant- 
wort des Reichskanzlers, mit der dieser den Gesandten beauf- 
tragt hatte, Kenntnis habe.
	        
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