298 31. Juli
«Herr von Jagow, Staatssekretär des Auswärtigen Am-
tes, antwortete: Die Neutralität Belgiens ist durch internatio-
nale Abmachungen bestimmt, und Deutschland ist entschlossen,
diese Abmachungen zu respektieren.
« Diese Erklärung befriedigte ein anderes Mitglied der
sozialdemokratischen Partei nicht. Herr von Jagow erklärte,
er habe den klaren Worten, die er über die Beziehungen
Deutschlands mit Belgien gesagt habe, nichts hinzuzufügen.
«Auf weitere Anfragen eines sozialdemokratischen Ab-
seordneten erwiderte Herr Kriegsminister von NHeeringen:
Belgien spielt bei der Begründung des Proiektes der deutschen
Heeresorganisation keine Rolle, dieses Projekt ist durch die
Lage im Osten begründet. Deutschland wird nicht aus den
Augen verlieren, dass die belgische Neutralität durch die inter-
nationalen Verträge garantiert ist.
«Da ein Mitglied der Fortschrittspartei nochmals über
Belgien gesprochen hatte, bemerkte Herr Staatssekretär von
Jagow von neuem, dass seine Erklärung über Belgien hin-
reichend klar sei. »
Der englische Staatssekretär des Aeusseren, Sir Edward Grey,
an den englischen Botschafter in Paris, Sir F. Bertie.
Blaubuch Nr. 116.
London.
Grey antwor- Ich habe Ihr gestriges Telegramm!) erhalten. Niemand
et auf Poin- . . .. .
cares Bitte. hierzulande glaubt, dass, soweit der gegenwärtige
Streitfall bis jetzt gediehen ist, dabei Verträge
oder Verpflichtungen Grossbritanniens berührt werden. Die.
Stimmung ist ganz anders als während der Marokkofrage.
Jene Krisis berührte einen Streitfall, der Frankreich unmittel-
bar betraf, während in dem ietzigen Fall Frankreich in einen
Streitfall gezogen wird, der es nicht selbst betrifft.
Ich halte es für ganz unwahr, dass unser Verhalten von
bestimmendem Einfluss auf die Lage gewesen ist. Die deutsche
Regierung erwartet nicht, dass wir neutral
bleiben werden.
England wird Wir können uns nicht endgültig verpflichten, an einem
nicht neutral . . “oe
bleiben, wartet Krieg teilzunehmen. Ich sagte das dem französischen Bot-
weitere Ente schaiter, der Seiner Majestät Regierung dringend gebeten
wicklung ab. hat, diesen Entschluss noch einmal zu erwägen.
. . Blb. Nr. 116. ') Bib. Nr. 99: Poincares Bitte, dass England er-
klären möge, es werde an Frankreichs und Russlands Seite kämpfen.