Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

1. August 325 
  
  
Schön kam, um am Quai d’Orsai zu fragen, welche Haltung 
Frankreich im Falle eines deutsch-russischen Konfliktes ein- 
zunehmen gedenke, sagte der deutsche Botschafter, obgleich 
zwischen Deutschland und Frankreich kein unmittelbarer Kon- 
flikt besteht und wir seit Beginn der Krisis alle unsere Be- 
mühungen auf eine friedliche Lösung gerichtet naben und das 
noch tun, dass er mich bitte, dem Präsidenten der Republik 
seine Ehrerbietung und seinen Dank auszusprechen, und bat 
mich, die «Dispositionen für seine eigene Person» ergreifen zu 
wollen; wir wissen auch, dass er bereits die Archive der Bot- 
schaft in Sicherheit gebracht hat. Diese Haltung, als bestände 
ein diplomatischer Bruch ohne direkten Konflikt, und obgleich 
ihm keine negative Antwort gegeben wurde, charakterisiert 
den entschiedenen Willen Deutschlands, gegen Frankreich 
Krieg zu führen.’) Der Mangel an Aufrichtigkeit in seinen 
Friedensbeteuerungen ist durch den Bruch erwiesen, den es 
Europa aufzwingt, während die Verhandlungen endlich von 
Oesterreich im Einvernehmen mit Russland angenommen 
wurden. 
Der französische Botschafter in Rom, Barröre, an den fran- 
zösischen Ministerpräsidenten und Minister des Aeus- 
seren, Viviani. 
  
Gelbbuch Nr. 124. 
Ron. 
Ich war heute morgen um 8'/, Uhr bei dem Marquis di 
San Giuliano, um von ihm auf genaue Weise zu erfahren, 
wenn Deutschland diplomatisch den Frieden im Keime erstickte, so 
geschah das, weil es seit mehr als vierzig Jahren unermüdlich sein 
Ziel verfolgte: die Zerschmetterung Frankreichs, um zur Knechtung 
der Welt zu gelangen!» 
°) eund obgleich ihm keine negative Antwort gegeben wurde>. 
Viviani schreibt diese Worte in Nr. 120 des Glb., während Nr. 117 
klar und deutlich die negative Haltung Frankreichs enthült: « Freiherr 
von Schön fragte mich zum Schluss im Namen seiner Regierung, wel- 
che Haltung im Fall eines Konfliktes zwischen Deutschland und Russ- 
land Frankreich einnehmen würde. Er sagte mir, dass er morgen, 
Samstag, um I Uhr wiederkommen würde, um meine Antwort ent- 
gegenzunehmen. Ich habe nicht die Absicht, ihm hierüber 
eine Erklärung abzugeben und werde mich darauf beschränken, 
ihm zu sagen, dass Frankreich seinen Interessen gemäss 
handeln wird. Die Regierung der Republik schuldet in der Tat nur 
ihrem Verbündeten Rechenschaft über ihre Absichten >. 
Viviani führt 
die Krisis auf 
Deutschlands 
Wunsch, 
Frankreich zu 
bekriegen, zu- 
rück. 
Italien wird 
neutral 
bleiben.
	        
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