Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

l. August 333 
an der Herbeiführung einer friedlichen Lösung mitwirke.’) Der 
Staatssekretär des Aeusseren sagte, dass die Bereitwilligkeit 
Oesterreich-Ungarns, in Verhandlungen einzutreten, dem 
Einflusse Deutschlandsin Wien zuzuschrei- 
ben sei, und dass, hätte Russland nicht gegen Deutsch- 
land mobilisiert, alles zum Besten gewesen wäre. Aber 
indem Russland auf Deutschlands Ersuchen, zu demobili- 
sieren, nicht antwortete, habe es Deutschland gezwungen, 
ebenfalls zu mobilisieren. Russland habe behauptet, dass 
seine Mobilisation nicht notwendigerweise den Krieg 
bedeute und (dass die dortige Mobilisation Monate lang 
aufrecht erhalten werden könne, ohne Krieg zu führen. Das- 
selbe gelte nicht für Deutschland. Deutschland besässe den 
Vorteil grosser Beweglichkeit, während Russland über den 
Vorteil einer grossen Zahl verfüge, und die Sicherheit Deutsch- 
lands verwehre es diesem, Russland Zeit zu lassen, grosse 
Truppenmassen aus allen Teilen seiner weiten Gebiete anzu- 
sammeln. Die Lage sei nun die, dass Russland, obschon ihm 
die Reichsregierung einige Stunden mehr als die zuerst zuge- 
standene Frist zugebilligt habe, keine Antwort erteilt habe. 
Deutschland habe daher den Befehl zur Mobilisation ergehen 
lassen und seinen Botschafter in St. Petersburg angewiesen, 
der russischen Regierung binnen einer gewissen Frist zu er- 
klären, dass die Reichsregierung die Verweigerung einer Ant- 
wort russischerseits als der Merbeiführung des Kriezszustan- 
des gleichkommend ansehen müsse. 
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den 
  
deutschen Botschafter in St. Petersburg, Graf Pourtales. 
  
Weissbuch, Anlage 26. 
Berlin. 
Falls die russische Regierung keine befriedigende Ant- 
wort auf unsere Forderung erteilt, so wollen Euere Exzellenz 
‚ Blb. Nr. 138.°) Diese Auseinandersetzung, dass dieHauptursache des 
Streites zwischen Oesterreich-Ungarn und Russland läge, wäre Russland 
gegenüber weit mehr am Platze gewesen. Denn Russland hatte sich nicht 
mit seiner Mobilmachung gegen Oesterreich-Ungarn begnügt, sondern 
seinem feierlichen Versprechen entgegen, gegen Deutschland die all- 
gemeine Mobilmachung proklamiert! Deutschland nun — auch nun 
noch! — Ruhe und Wehrlosigkeit mit Hilfe von Argumenten zu pre- 
digen, die man Russland gegenüber nicht gefunden hatte, das war 
alles, was die englische Diplomatie am I. August leistete. Immer noch 
Ratschläge in Berlin und Schweigen in St. Petersburg. 
Der Reichs- 
kanzler sendet 
dem Botschaf- 
ter den Text 
der eventuel- 
len Kriegser- 
klärung an 
Russland.
	        
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