Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

4. August 361 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
unter Anwendung von Waffengewalt, die von ihr als unum- 
eänglich erachteten Massregeln zu ergreifen. 
Fs wird uns ebenfalls berichtet, dass das belgische Ge- 
biet in Gemmenich verletzt wurde. 
Unter diesen Umständen und in Betracht dessen, dass 
Deutschland sich weigerte, dieselbe Versicherung in Betreff der 
Neutralität Belgiens abzugeben wie Frankreich dies letzte 
Woche tat, in Antwort 'auf unser Ansuchen, welches zu gleicher 
Zeit in Berlin und Paris gestellt wurde, müssen wir dieselbe 
Forderung wiederholen und verlangen, dass eine zufrieden- 
stellende Antwort sowohl darauf als auch auf mein Telegramm 
von heute morgen,') hier bis Mitternacht einlaufe. Wenn 
nicht, so haben Sie Ihre Pässe zu fordern und mitzuteilen, dass 
Seiner Majestät Regierung sich genötigt sieht, all die ihr zu 
Gebote stehenden Mittel anzuwenden, um die Neutralität Bel- 
geiens aufrecht zu erhalten und die Achtung eines Vertrages, 
in dem Deutschland genau so Kontrahent ist wie wir. ?) 
Bib. Nr. 159. ') Bib. Nr. 153. 
?) Die Dokumente dieser Sammlung und bereits ausschliesslich 
die englischen Akten haben gezeigt, dass England, als es dieses Ulti- 
matum stellte, nicht mehr in der Lage, nicht mehr berechtigt, nicht 
mehr fähig war, Deutschland gegenüber als Wahrer der belgi- 
schen Neutralität aufzutreten. Es war längst aus seiner Neutralität 
herausgetreten, als König Albert um die diplomatische Interven- 
tion Englands bat, deren Voraussetzung ja die englische Neutralität 
bildete. Es hatte, ehe das deutsche Ultimatum an Belgien gerichtet 
worden war, bindende Abmachungen mit Frankreich zum Eintritt in 
den Krieg getroffen. Es hatte, ehe überhaupt noch ein europäischer 
Diplomat an Belgien dachte, erklärt, es würde an Frankreichs Seite 
kämpfen. Es hatte sich geweigert, Belgiens Neutralität durch die 
Wahrung der eigenen englischen Neutralität zu schützen. England war 
in dem Augenblicke, da es mit dem Kriege drohte, falls Deutschland 
nicht Belgiens Neutralität achte, bereits ein Kriegführender Staat. Das 
englische Ultimatum wollte daher auf keinen Fall den Krieg vermeiden. 
Es wollte, den belgischen Hoffnungen zuwider, den Krieg unvermeid- 
lich machen. Es war eine Kriegserklärung. Bereits Ton, Inhalt und 
Zeitpunkt des Ultimatums beweisen das und besser, als alle historischen 
Untersuchungen über die Krisis es vermöchten. Vor allem der Zeit- 
punkt. Am 2. August richtete Deutschland das Ultimatum an Belgien. 
Am 3. bat König Albert um die diplomatische Intervention Englands. 
England unternahm keinen Schritt. Denn auch jetzt noch musste es 
angesichts der Bereitwilligkeit Deutschlands, sich auf jede denkbare 
Weise mit England zu einigen, fürchten, dass Deutschland die belgische 
Neutralität wahren und damit England seinen offiziellen Kriegsgrund 
nehmen würde. Am 4. betraten endlich deutsche Truppen belgisches 
Gebiet, nachdem Deutschland nicht den Schatten eines Zweifels mehr 
hegen konnte, dass England an dem Krieg teilnehmen werde. Und 
erst jetzt, nachdem deutsche Soldaten in Belgien standen, jetzt, da Grey 
nicht mehr zu befürchten brauchte, dass Deutschland Belgiens Neutra- 
lität schonen werde, jetzt, da eine solche Forderung unbedingt erfolg- 
los bleiben musste, jetzt erst richtete Grep sein Ultimatum an Deutsch- 
24 
Der deutsch- 
englische 
Krieg.
	        
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