Deutschland
bemüht sich,
nach der Er-
oberung Lüt-
tichs, eine Ver-
söhnung mit
Belgien anzu-
bahnen.
366 9. August
9. AUGUST
Der beigische Gesandte im Haag, Baron Fallon, an den bel-
gischen Minister des Aeusseren, Davignon.
Graubuch Nr. 60.
Haag.
Der Minister des Aeusseren ') hat mich gebeten, Ihnen die
nachfolgende Mitteilung zukommen zu lassen, weil der ame-
rikanische Gesandte in Brüssel es ablehnt.
«Die Festung Lüttich ist nach tapferer Gegenwehr im
Sturm genommen worden. Die Deutsche Regierung bedauert
es auf das Tiefste, dass es infolge der Stellungnahme der Bel-
gischen Regierung gegen Deutschland zu blutigen Zusammen-
stössen gekommen ist. Deutschland kommt nicht als Feind nach
Belgien. Nur unter dem Zwang der Verhältnisse hat es ange-
sichts der militärischen Massnahmen Frankreichs den schwe-
ren Entschluss fassen müssen, in Belgien einzurücken und Lüt-
tich als Stützpunkt für seine weiteren militärischen Opera-
tionen besetzen zu müssen. Nachdem die belgische Armee in
heldenmütigem Widerstand gegen die grosse Ueberlegenheit
ihre Waffenehre auf das glänzendste gewahrt hat, bittet die
Deutsche Regierung seine Maiestät den König und die Belgi-
sche Regierung, Belgien die weiteren Schrecken des Krieges
zu ersparen. Die Deutsche Regierung ist zu jedem Abkommen
mit Belgien bereit, das sich irgendwie mit Rücksicht auf seine
Auseinandersetzung mit Frankreich?) vereinigen lässt. Deutsch-
land versichert nochmals feierlichst, dass es nicht von der
Grb. Nr. 60. ') d. h. der holländische Minister des Aeusseren.
®) Hier lief dem Verfasser der Note ein Fehler unter. Auf
Anfrage Davignons stellte Baron Fallon fest, dass es nicht «seine Aus-
einandersetzung», was mit «ses arrangements avec la France», d. h.
Belgiens Abkommen mit Frankreich übersetzt wurde, sondern” «ihre
Auseinandersetzung >» heissen muss, also «son conflit (Deutschlands)
avec la France>.