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schlüpfen. Deutschland erklärte sich bereit, ein deutsch-
französisch-englisches Neutralitätsabkommen zu treffen, und
als England abwinkte, auf den Seekrieg zu verzichten, auf
den sich Englands Zusage an Frankreich bezog. Und Belgien
bat um eine diplomatische Intervention. Da sandte England
das Ultimatum nach Berlin, und der Krieg wai' entfesselt. ')
Was tat Russland zur Erhaltung des Friedens? Es
erklärte einen österreichisch-serbischen Krieg für einen
russischen Kriegsgrund und ermutigte Serbien. Es willigte
zwar im Prinzip in die Konferenzidee ein, lehnte diesen
Gedanken dann aber zugunsten direkter Verhandlungen
mit Oesterreich-Ungarn ab. Diese Verhandlungen zer-
brach Russland grundlos, indem es vorgab, Oesterreich
habe sie abgebrochen. Oesterreich beseitigte diesen Vor-
wand, indem es sich von Neuem zu Verhandlungen bereit
erklärte, indem es Zugeständnisse machte, die sich völlig
mit allen Zugeständnissen deckten, die England verlangt hatte.‘)
Russland blieb unerschütterlich. Es stellte schliesslich For-
derungen, deren Unannehmbarkeit ihm klar bewusst war. Rein
diplomatisch hatte es also die Lage rettungslos verfahren.°)
Das genügte Russland nicht. Durch militärische Massnahmen,
die nach Deutschlands und Englands Erklärungen den Krieg
bedeuten mussten, wollte es den Zentralmächten die Mög-
lichkeit abschneiden, durch diplomatische Zugeständnisse
den Frieden zu sichern. Sobald Wien ein neues Anerbieten
machte und Berlin eine neue Warnung vor militärischen
Massregeln erhob, versteifte sich Russland diplomatisch und
häufte es die gefährlichen Massnahmen. Als Deutschland
und Oesterreich-Ungarn endlich den Gipfel der Nachgiebig-
keit erstiegen hatten, ordnete es die allgemeine Mobilmachung
an, die nichts als eine Kriegserklärung war. ‘) Ba
Wenn England und Russland noch äusserlich die Form
wahrten, als arbeiteten sie für den Frieden, wenn sich aus
') Grb. Nr. 25, Gib. Nr. 144, Neuausg. d. Wb. Abschn. 5 und 6.
®) Ob. Nr. 16, 25, 32, 45, 48, 50, serb. Bib. Nr. 14, 29, Bib. Nr.
6, 17, 110, 111, Rb. Nr. 27, 31, 32, 47, 49, 50, 55, 56.
») Ob. Nr. 60, 67, 69, Rb. Nr.’56, Bib. 72, 97, Wb. Anl. 23 a,
Wb. Denkschr. siehe S. 290.
*) Ob. Nr. 58, 60, 67, Bib. Nr. 17, 43, 76, 103, Wb. Anl. 10, 10a,
10b, 11, 17, 21, 23, 23 a, Rb. Nr. 42, 48. Siehe Anm. S. 306 ff,