Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

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care und die Kammerrede des Ministerpräsidenten Viviani 
vom 4. August. Zu den über die Verhandlungen Aufschluss 
gebenden Akten kann man diese Kundgebungen natürlich 
noch viel weniger rechnen als die nachträglichen Darstel- 
lungen des Blau- und des Orangebuches. Sie sollen ja ge- 
rade durch das während der Krisis entstandene Aktenmaterial 
bekräftigt werden. Während aber die Zusatzstücke des Blau- 
und des Orangebuches immerhin noch ihrer Form, ihrem 
Inhalt und auch ihrem äussern Zwecke nach sich dem Rahmen 
der diplomatischen Dokumente anpassen, handelt es sich bei 
dem Präsidentenmanifest und der Kammerede um Aeusse- 
rungen ganz anderer Art: Es waren rein politische und pa- 
triolische Kundgebungen, mit dem ganz bestimmten Zwecke, 
das Volk zum Kriege zu begeistern und durchaus nicht dem 
Zwecke, sachlich eine historische Epoche zu ergründen. 
Indem sie an den Schluss der während der Krisis entstan- 
denen Akten gestellt werden, sollen sie offenbar nur den 
Inhalt dieser Akten verwischen und den prüfenden Leser in 
einen anderen Zusammenhang führen. 
Ebensowenig wie diese Schlussstücke Kommt der ganze 
erste Teil des Gelbbuches für die Ergründung der Kriegs- 
verhandlungen in Betracht. Er führt die Kapitelüberschrift 
« Anzeichen », d. h. Anzeichen für den Kriegswillen Deutsch- 
lands, dient den späteren Dokumenten über die eigentliche 
Krisis als grundlegende Einleitung und enthält 6 Stücke, die 
alle aus dem Jahre 1913 stammen: Botschafterberichte und 
geheime Noten, darunter auch ein deutscher Geheimbericht, 
der den Franzosen, man weiss nicht wie, in die Hände ge- 
fallen ist... Alle diese Stücke wollen den Nachweis führen, 
dass Deutschland seit langem den Krieg gegen Frankreich 
vorbereitete. Wie wenig ernsthaft eine derartige Methode 
ist, liegt auf der Hand. Denn wenn für die Akten, die sich 
auf die Krisis selbst beziehen, die Fiktion immerhin aufrecht 
erhalten werden kann, dass sie den wesentlichen Teil aller in 
dieser Zeitspanne entstandenen Dokumente wirklich ausmachen, 
so kann natürlich nicht davon die Rede sein, dass jene sechs 
Dokumente tatsächlich die deutsch-französischen Beziehungen 
von 1913 bis 1914 zusammenfassen. Sie können nichts an-
	        
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