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Mächte untereinander. Was in dieser Beziehung im Gelb-
buch angeführt wird, war zum grossen Teil schon aus den
anderen Veröffentlichungen bekannt und wird häufig in diesen
weit genauer dargestellt.
Welche neuen Enthüllungen durfte man aber füglich
vom Gelbbuch erwarten, das erst lange nach dem
Weiss-, Blau- und Orangebuch erschien ? Zunächst durite
man Klarheit über die russisch - französischen Verhand-
lungen verlangen. Die bietet das Gelbbuch nicht. Darin
liegt allerdings just eine bedeutsame Enthüllung: Denn
wir erfahren nichs von irgendwelchen Bemühungen Frank-
reichs, Russland im Sinne des Friedens zu beeinflussen.
Zweitens durfte man hoffen, von französischen Schritten in
Belgrad zu hören, von Bemühungen, Serbien zu einer ver-
söhnlichen Haltung zu veranlassen. Das Gelbbuch enthält
kein wichtiges Telegramm von Paris nach Belgrad und Bel-
grad nach Paris. Drittens durfte man auf die Darstellung
der deutsch-französischen Verhandlungen gespannt sein. Das
Weissbuch hatte Frankreich recht wenig belastet. Es enthält
die Instruktionen des Reichskanzlers an den deutschen Bot-
schafter in Paris, in denen immer wieder der Wunsch aus-
gesprochen wird, mit Frankreich in freundschaftlicher Füh-
lung während der Krisis zu verbleiben. Das Orangebuch
aber veröffentlichte bereits einige Stücke, aus denen hervor-
geht, dass Frankreich diesem Wunsche ablehnend gegenüber-
stand. Das Gelbbuch häuft nun die Belege für diese vernei-
nende Haltung. Bereits die Akten aus den ersten Stunden der
Krisis, ja, aus der Zeit vor der Krisis, offenbaren den deutsch-
französischen Gegensatz, den die französische Diplomatie allen
deutschen Anregungen, allen deutschen Aeusserungen in
Paris, in Berlin, in St. Petersburg, in London zu Trotz als
Voraussetzung für die Verhandlungen ansah. Neben dieser
feindseligen und ablehnenden Haltung spiegeln die Gelb-
buchakten über den serbisch-österreichischen Streitfall und
seine etwaigen Folgen reinste Passivität wieder. Konnte
man von den Akten des Blaubuches sagen, dass sie gleich-
sam neben den Ereignissen hergehen, so darf von denen
des Gelbbuches gesagt werden, dass sie hinter ihnen her-