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belgische Neutralität zu achten, dartun, aus Telegrammen,
die sich auf Englands Anfrage in Berlin, Paris und Brüssel
beziehen, ob die drei Regierungen das Nötige zur Aufrecht-
erhaltung der Neutralität zu tun beabsichtigen, einigen Stücken
über die Verletzung der luxemburgischen Neutralität durch
Deutschland, dem deutsch-belgischen Notenwechsel anlässlich
des deutschen Ultimatums an Belgien und den darauf be-
züglichen belgisch-englischen und belgisch-französischen
Pourparlers, dem zweiten deutsch-belgischen Notenwechsel
anlässlich des deutschen Angebotes vom 9. August, einer
Anzahl von Telegrammen über die Neutralität der afrika-
nischen Kolonien und gewissen belgisch -holländischen
Erörterungen von untergeordneter Bedeutung und schliess-
lich aus einer belgischen Berichtigung einer im Blaubuch
enthaltenen deutschen Anschuldigung, dass Belgien bereits
vor dem Ultimatum feindselige Akte gegen Deutschland
begangen habe.
Alle diese Akten sind sachlich und in würdigem Tone
abgefasst. Sie wollen ein knappes und wirksames Bild
einer korrekt neutralen Haltung, mit allen den äusseren Merk-
malen und Kundgebungen eines zur Aufrechterhaltung seiner
Neutralität entschlossenen kleinen Staates entwerfen. Sie sollen
beweisen, dass Belgien sich anschickte, streng neutral zu
bleiben und dass Deutschland seine Neutralität verletzte.
Eine solche Beweisführung war natürlich sehr einfach. Es
genügte, die offiziellen Kundgebungen zusammenzustellen,
um einen Sachverhalt zu kennzeichnen, den der deutsche Reichs-
kanzler viel knapper und deutlicher gekennzeichnet hatte, als
alle Graubuchdokumente es vermögen, indem er im Reichstag
offen zugab, dass Deutschland ein Unrecht begehe, indem
es in Belgien einmarschierte: «So waren wir gezwungen, uns
über den berechtigten Protest der luxemburgischen und der
belgischen Regierung hinwegzusetzen. Das Unrecht — ich
spreche offen —, das Unrecht, das wir damit tun, werden
wir wieder gutzumachen suchen, sobald unser militärisches
Ziel erreicht ist.»
Selbstverständlich konnte der Kanzler, der längst an
Belgiens Schuld glaubte, jedoch Belgien dem Einfluss des