70 6. Juli
6. JULI
Der serbische Gesandte in Wien, Jov. Juvanowitsch, an den
serbischen Ministerpräsidenten und Minister des ÄAeus-
seren, Paschitch.
Serbisches Blaubuch Nr. 15.
Wien.
Die serbische Die Aufregung in den militärischen und Regierungs-
Presse ver- . . . 18 .
stimmt weiter kreisen gegen Serbien nimmt unaufhörlich zu infolge der
in Wien. Artikel unserer Zeitungen, die von der österrei-
chisch-ungarischen Gesandtschaft in Belgrad eifrig ausge-
beutet werden.
Der österreichisch-ungarische Gerent in Nisch, Hoflehner,
an den österreichisch-ungarischen Minister des Aeus-
seren, Graf Berchtold.
Rotbuch Nr.5.
Nisch.
Freudenaus- Die Nachricht vom entsetzlichen, nur zu wohlgelungenen
hrüche in Ser- . . . . . . .
bien über das Attentate in Seraiewo rief hier Sensation im vollsten Sinne
Attentat. des Wortes hervor. Von Bestürzung oder aber Empörung war
so gut wie nichts zu bemerken, in weitaus vorherrschendem
Masse kamen nur Empfindungen der Genugtuung, ja der
Freude, und dies vielfach ganz unverhüllt, ohne jede Zu-
rückhaltung, nicht selten inganz roher Form zum Aus-
drucke. Dies gilt hauptsächlich für die sogenannten führenden
Kreise, die Intelligenz, wie Berufspolitiker, Lehrpersonen,
Beamte, Offiziere und die Studentenschaft. Etwas zurückhal-
tender zeigte sich noch die Kaufmannschaft.
Alle Erklärungen, die seitens serbischer amtlicher Stellen
oder einzelner höherer Persönlichkeiten abgegeben wurden
und die Entrüstung über das Attentat und dessen Verurteilung
') Am 6. Juli reiste Kaiser Wilhelm Il. nach Kiel ab, von wo
er am 7. Juli seine Nordiandsreise antrat.