15. JULD
Der serbische Gesandte in Wien, Jov. Jovanowitsch, an den
serbischen Ministerpräsidenten und Minister des Aeus-
seren, Paschitch.
Serbisches Blaubuch Nr. 24.
Wien.
Man ist hier der Ansicht, dass weder die Untersuchung,
noch die Erhebungen über das Attentat von Serajewo ge-
nügende Beweise geliefert haben, auf Grund deren man das
offizielle Serbien anklagen könnte; aber man glaubt, dass Ser-
bien angeklagt werden wird, weil es auf seinem Gebiete ge-
wisse revolutionäre Elemente geduldet hat. Man kritisiert
und man verurteilt in den hiesigen diplomatischen Kreisen?)
Gie Methoden der österreichisch-ungarischen Regierung, be-
sonders die Haltung des Korrespondenzbüros vom Ballplatz
und der Wiener Presse seit dem Attentate bis heute. Eine
grosse Anzahl von Personen billigt unsere Haltung,
die sie als korrekt und eines ernsthaften Landes würdig beur-
teilt. Man missbilligt nur die Artikel von gewissen Zeitungen
bei uns, obgleich alle anerkennen, dass diese Artikel durch
die Wiener Presse provoziert worden sind.
Obgleich es scheint, dass das deutsche Ministerium des
Aeusseren nicht die Wiener Politik gegen Serbien billigt, er-
mutigt die deutsche Botschaft in Wien diese Politik gerade im
gegenwärtigen Augenblick.
Serb.Bib.Nr. 24. ') Am 15. Juli beantwortete der ungarische Mini-
sterpräsident Graf Tisza im ungarischen Abgeordnetenhause eine Inter-
pellation über den Stand der österreichisch-serbischen Beziehungen dahin,
dass die schwebende Angelegenheit nicht unbedingt zu einer kriegeri-
schen Lösung führen müsse, wies aber auf die « ultima ratio> hin, als
die ein Staat, der sich behaupten wolle, den Krieg ansehen müsse. —
— Tisza hatte bereits am 8. Juni in Beantwortung einer Interpellation
im Abgeordnetenhause in friedliichem, aber entschiedenen Sinne ge-
sprochen. — Am 15. Juli wurde Erzherzog Friedrich als Nachfolger
des ermordeten Thronfolgers zum Generalinspektor der Armee ernannt.
2) Offenbar die Botschafter des Dreiverbandes.
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Die Dreiver-
bandsdiplona-
ten in Wien
billigen Ser-
biens Haltung.