J.
Der Verlauf des Krieges.
Von
A. v. Janson, General der Infanterie z. D.
Es ist ausgeschlossen, schon jetzt die „Geschichte“ des noch andauernden
Krieges zu schreiben, nur sein Verlauf, wie er uns nach den zugänglichen
Quellen erscheint, läßt sich zurzeit erzählen. Über die Dorgeschichte bis zur
Kriegserklärung hat Dr. Haul Rohrbach im ersten Bande berichtet, wir
beginnen daher mit der Mobilmachung, der ersten Hrobe, die Deutschlands
Landesverteidigungsorganisation zu bestehen hatte. „Landesverteidigung“
in des Wortes eigentlichstem Sinne bleibt dieser uns aufgezwungene Krieg.
Die sofortige Eröffnung eines Angriffs auf der Westfront ändert hieran
nichts: der Angriff ist die stärkste Form der Abwehr.
A. Mobilmachung, Aufmarsch und Kriegsplan.
Am 1. August 1914 befahl des Deutschen Kaisers Majestät die Mobil-
machung von Heer und Flotte, nachdem Kaiser Franz Josef bereits am
51. Juli Serbien den Krieg erklärt hatte, und übernahm damit den Ober-
befehl über die gesamte deutsche Streitmacht zu Lande und zu Wasser. Das
im ersten Bande (S. 33/54) über den Übergang der Wehrmacht in den Kriegs-
zustand Gesagte gibt einen Begriff von dem damit verknüpften Eingriff in
das gesamte TLTeben des Dolkes. Die naturgemäße, aber in Dergessenbeit
geratene und zuerst in Hreußen wieder ins Leben gerufene allgemeine
Wehrpflicht nimmt alle Kräfte zur Derteidigung des aterlandes in An-
spruch. Ze besser die Organisation und die vorangegangene Ausbildung (Vor-
aussetzung: hinlänglich lange aktive Dienstzeit und geschultes Lehrpersonal),
desto leichter gestaltet sich der Ubergang, desto schneller schlagfertig werden
die Streitkräfte. Die Grundlage bildet der Mobilmachungsplan und die
jedes Jahr erneuerten Mobilmachungsvorarbeiten. In den Dordergrund
tritt dabei die Tätigkeit der Eisenbahnen, die sich nach den alljährlich im
Frieden vom Generalstab im Derein mit den Eisenbahnbehörden bis in alle
Einzelheiten fertiggestellten Hlänen regelt. Die gesamte Mobilmachung
vollzog sich mit der Sicherheit eines Uhrwerkes. ·
Staatsbũrgerl. Belehrungen in der Kriegszeit. II. Band. 1