Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

2 A. v. Janson 
Dasselbe gilt von der Ausführung des Aufmarsches, das heißt der En 
wicklung der Heere an den Grenzen, der letzten Vorbereitung für die eigen 
lichen Heeresbewegungen, die zur Schlacht führen sollen 1). Den Aufmars,t 
arbeitet der Generalstab für alle denkbaren Kriegsfälle aus, die Möglichke 
eines Krieges mit zwei Fronten war längst ins Auge gefaßt, die Sicherur 
der Ausführung durch Landsturm= und immobile Truppen vorgesehen. 
der Dollendung des Aufmarsches schließt ab, was mit Sicherheit für al 
Fälle vorbereitet werden kann. Denkt sich nun auch der Generalstab weit 
in den Gang der Ereignisse hinein und macht sich über die ersten Sie 
schlüssig, vornebmlich darüber, wo verteidigungs= und wo angriffsweise: 
verfahren ist, eine Frage, die bereits die Gestaltung des Aufmarsches beei 
flußt, so kann dies doch nur in großen Sügen gescheben. Doch auch dies 
Teil des Kriegsplanes reicht, wie Moltke sagt, mit einiger Sicherbeit n 
bis zum ersten größeren Susammentreffen mit dem Feinde. Bis dah 
und darüber hinaus in der LTeitung der gesamten Heeresbewegungen ei 
schließlich der ersten großen Erfolge hat der jüngere Moltke das denkb 
Beste geleistet. Sein Machfolger, General v. Falkenhapn, der als Krieg 
minister sich große Derdienste um die Grganisation des Beeres erworb 
hatte, ersetzte ihn dann. 
Die Dorbereitungen für einen möglichen Krieg mit zwei Front 
mußten gemeinsam mit dem österreichisch-ungarischen Generalstab erfolge 
Das gegenseitige Derständnis und Dertrauen ließ ein in allen früher 
Bündniskriegen (Koalitionskriegen) dauernd hervortretendes Hemmnis lei 
überwinden. Eine starke Belastungsprobe der Haltbarkeit der Waffengeme 
schaft bildete bereits die erste Kräfteverteilung. Deutschland konnter 
Rücksicht auf die zahlenmäßige Stärke seiner Gegner nicht auf zwei Seit 
gleichzeitig zum Angriff übergeben. In der berechtigten Annabhme, daß Rußla 
später als Frankreich kriegsfertig sein werde, beschloß man, im Osten mit ein 
Mindestmaße von Truppen hinzuhalten, um im Westen zunächst den gefä 
lichsten Gegner, Frankreich, niederzuwerfen und sich dann mit aller Kr 
gegen Rußland zu wenden. Osterreich übernahm die durch Italiens schon dam 
zweideutige Haltung und durch die Bekämpfung Serbiens, das durch eir 
verruchten Mord den Stein ins Rollen gebracht hatte, erschwerte Aufga 
möglichst starke feindliche Kräfte zu fesseln. Für Deutschland kam noch e 
dritte Front in Gestalt seiner Küsten in Betracht. Obwohl die weltbehe 
schende Seemacht England sich zu den Feinden gesellte, konnte diese Gre- 
der Derteidigung durch unsere Flotte, die Küstenbefestigungen einschließ 
der befestigten Wordseeinseln, namentlich Helgolands, und den Besatzun 
truppen unter Beihilfe der Eisenbahnen überlassen werden. 
Im Westen ließ die Anordnung der feindlichen Grenzbefestigung ka 
einen Sweifel über die Art des französischen Angriffs. Durch eine K 
  
1) Die TLehre von diesen Beeresbewegungen wird als Strategie, die von der Schle 
überhaupt von dem, was in unmittelbarer Berührung mit dem Feinde geschieht, 
Taktik bezeichnet, eine erst Ende des 18. Jahrhunderts von einem reinen Theore- 
erfundene entbehrliche Trennung und Bezeichnung. Das Dermeiden dieser Ausdr 
wird TLehrern ihre Aufgabe, Schülern das Derständnis erleichtern.
	        
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