Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

b) Die Sanitätskompagnie. 
Bei jedem mobilen Armeekorps befinden sich in der Regel drei Sani— 
tätskompagnien. Geführt von drei Offizieren, wird jede begleitet von 
neun Arzten; 1 Oberapotheker, 1 Sahlmeister, 20 Unteroffiziere, rund 
220 Krankenträger, 0 Sanitätsunteroffiziere, 8 Militärkrankenwärter, 56 Köpfe 
Trainpersonal bilden ihren Bestand. Sie führt mit sich 8 zweispännige Kran- 
kenwagen, mit je 27—8 Krankentragen und Derbandmitteltaschen, 2 Sani- 
tätswagen, 2 Packwagen mit je einem Derbindezelt und einen Lebens- 
mittelwagen; die Wagen sind zweispännig. Unter den Krankenträgern 
befinden sich Schneider, Schuhmacher, Stellmacher, Schmiede und Möche. 
Das ist also bereits ein ansehnliches Aufgebot von sanitären Kräften 
und Mitteln. In sinnreicher Weise ist alles verpackt und schnell gebrauchs- 
fertig, was eine solche wandernde „Rettungsgesellschaft“ benötigt. Sie mar- 
schiert und lebt wie die Truppe selbst, folgt ihr überall hin und arbeitet vielfach 
im Gefechte von vornherein mit dem oben beschriebenen Truppen-Sanitäts- 
personal HBand in Hand. Arztlicher Leiter ist der Chefarzt (Oberstabsarzt); 
besonders chirurgisch ausgebildete Arzte stehen ihm zur Seite. Seine ei- 
sungen bekommt er vom Divisionsarzt (Generaloberarzt) der Infanterie- 
division, der die Kompagnie zugeteilt ist. Sie kann leicht in zwei gleich- 
wertige, an verschiedenen Hlätzen arbeitende Hälften (Süge) zerlegt werden. 
Auf den Truppen-Derbandplätzen der Infanterie, Artillerie usw. und 
auf den entsprechenden Sanitätsstaffeln der Kavallerie haben sich in- 
zwischen die Derwundeten gehäuft. Das Sanitätspersonal muß sich den 
vorgehenden Truppen anschließen. Sahlreiche Derwundete liegen noch zer- 
streut auf dem Gefechtsfelde. Daher erwirkt der Divisionsarzt den Befehl 
zur Errichtung des ZHauptverbandplatzes durch die Sanitätskompagnie 
und bezeichnet dem Chefarzte die nach der Gefechtslage günstigste Stelle im 
Gelände. Der Cbefarzt reitet hin; er weiß bereits durch den Divisionsarzt, 
wo Truppenverbandplätze liegen, und bestimmt nun genau einen Hlatz, 
der nach vorn und zurück Anfuhrwege hat, gegen Gewehr= und tunlichst auch 
gegen Geschützfeuer gedeckt ist, Wasser= und Kochstellen besitzt oder ermöglicht 
und vielleicht auch Räume zur vorläufigen Unterkunft aufweist. 
Die Kompagnie rückt an, legt das Gepäck ab, und nun beginnt ein Leben 
und Treiben, wie im Ameisenhaufen, wo alles — scheinbar durcheinander — 
doch Sinn und Ordnung hat. Die Träger marschieren mit den Krankenwagen 
so weit als möglich nach vorn und nabhe an die Derwundeten heran, diese 
zu suchen, zu laben, zu verbinden, zu tragen. Sie sind schon im Frieden 
für ihren verantwortungsvollen Dienst sorgsam ausgesucht und ausgebildet, 
im Krieg an Ruhetagen immer wieder geübt. Schnell und schonend sollen 
sie ihre leidenden Kameraden der ärztlichen Hilfe zuführen, nur im Notfalle 
verbinden, mutig sein im feindlichen Feuer, ruhig im Anblick der Schmerzen, 
geduldig im Tragen ihrer schweren Last. 
Sanitätshunde geben mit und spüren verborgen liegende Der- 
wundete auf. Diese werden von den Trägern zum Wagenhalteplatz 
gebracht, wo die beladenen Krankentragen eingeschoben und leere empfangen
	        
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