174 Dr. Hochheimer
verschiedenen andern Knoten= und Brennpunkten des Krankenwesens lädt
das Depot seine Schätze aus und gibt sie nach vorn ins Operations-, rings-
um an das Etappengebiet. Da finden wir Hunderte von Kisten mit Arznei-
und Derbandmitteln, Instrumenten, ärztlichen Geräten, Schienen; viele
Tausende von zusammenlegbaren Bettstellen, Decken, Wäschestücken, Kranken-
kleidern; gewaltige Mengen von Küchenvorräten, Geschirr, Wein und Kon-
serven. Fahrbare und tragbare Desinfektions= und Röntgen-
apparate, Trinkwasserbereiter, die schlechtes, schmutziges Wasser schnell
in gesundes, klares, erfrischendes verwandeln; ja sogar große Waschanstalten
gehen mit dem Depot ins Feld und werden versandt, wohin es nötig ist.
Solche „Kriegswäschereien“ bestehen aus Lastkraftwagen mit Anhänger; sie
bilden rasch eine kleine zeltüberdeckte Wagenburg, wo in wenig Stunden
viele Gentner schmutzige Wäsche — auch Decken — maschinell gewaschen,
getrocknet und gerollt werden.
Die Kranken-Transportabteilung befördert nicht alle Kranken gleich bis
zum Heimatsgebiete; viele bedürfen nur vorübergebender Lazarettbeband-
lung, um wieder felddienstfähig zu werden, andere vertragen eine längere
Reise noch nicht; sie finden nun in den Kriegslazaretten des Etappengebiets
Oflege und Behandlung nach allen Regeln ärztlicher Kunst und Wissenschaft.
c) Das Kriegslazarett.
Bei jeder Etappeninspektion befinden sich soviel Kriegslazarett-
direbtoren, als die betreffende Armee Armeekorps hat. Der Kriegs-
lazarettdirektor (Generaloberarzt) ist Dorgesetzter einer Kriegslazarett-
abteilung. Diese zählt einige 20 Arzte (dabei vier Oberstabsärzte), mehrere
Foldzahnärzte, Apotheker, Beamte, Sanitätsunteroffiziere, Militärkranken=
wärter, Köche und Trainsoldaten, rund (50 Köpfe. Dazu treten unter einem
Delegierten der freiwilligen Krankenpflege noch ungefähr eben-
soviel männliche und weibliche freiwillige Pfleger.
Auf Befehl des Etappenarztes richtet der Kriegslazarettdirektor nun an
geeigneten Orten mit diesem großen Hersonal Kriegslazarette ein. In Fein-
desland findet er dazu günstigenfalls meist nur die nötigen leeren Räume.
Das Lazarett muß auf großen Andrang, schnell wechselnde Belegung, aber
auch langdauernden Krankenaufenthalt gefaßt sein. Es broucht weite Säle,
große Küchenanlagen, viel Mebenräume für VDorräte aller Art, denn Tau-
sende wollen versorgt sein. Wagen auf Wagen fährt vor, geschlossene Kran-
kentrupps marschieren an. Tag und Nacht arbeitet die Aufnahmestation;
jeder neue Sugang muß untersucht, gereinigt, entlaust und mit frischer Wäsche
versehen, seine Hersonalien, Habe und Ausrüstung festgestellt und geborgen
sein, ehe er auf die für ihn nötige Krankenabteilung kommt. Wie daheim,
sind Stationen gebildet für innerlich und äußerlich Kranke, für solche mit
Augen-, Ohren-, Sahn= und Hautleiden. Alle Ansteckenden oder Ansteckungs-
verdächtigen, darunter das große Heer der Darmkranken, werden abgesondert
untergebracht, beobachtet und behandelt. Bei gehäuftem Auftreten von
Epidemien richtet man Seuchenlazarette ein, namentlich für Typhus,
Ruhr, Tholera und Fleckfieber. Desinfektionstrupps besorgen die
Vernichtung aller Krankheitskeime.