V. Die Militär-Gesundheitspflege im Kriege 175
Entsprechend ihrer Vorbildung wirken die Arzte an verschiedenen Stellen:
hier wird operiert und verbunden, dort werden erkrankte innere Organe
behandelt; hier forscht das Mikroskop nach den winzigen und doch so mäch-
tigen Krankheitserregern, dort durchdringen Röntgenstrahlen zerschmetterte
Knochen; hier schient und ersetzt man zerschossene Kieferteile, dort spritzt
man Heilmittel in die erkrankte Blutbahn.
In langen Reihen stehen die weißen Betten; militärische Ordnung und
Sauberkeit herrscht überall; Kopf= und Fiebertafeln geben über den Kranken
und die Krankheit schnell und zuverlässige Auskunft. Etappensanitäts-
depot, Feldproviantamt und Liebesgabendepot haben gegeben, was
sie konnten. Da fehlt es weder an den besten Instrumenten und Arzneien,
noch an guter, reichlicher Krankenkost. Von den Wänden grüßen deutsche
Bilder und Sprüche; Blumen, Bücher und sonstige Liebesgaben bringt die
freundliche Schwester an das Bett. Den ganzen Tag haben Arzt, Pfleger
und Oflegerin im Saale zu schaffen; dann wird es stiller. Die Lichter sind
abgeblendet, und in ihrem sanften Schimmer geht leise die „Machtwache“ von
einem Schwerkranken zum andern, tröstend und lindernd. Die deutschen
Krieger schlummern ein, mancher trotz aller Fürsorge zum ewigen Schlafe,
die meisten zu neuer Kraft und Gesundbeit, alle in treuer Hut.
Außer den Kriegslazaretten werden an den Etappenstraßen, wenn nötig,
EStappenlazarette angelegt. Die Leichtkranken, die voraussichtlich bald
wieder felddienstfähig werden und einer eigentlichen Lazarettbehandlung
nicht mehr bedürfen, sammelt man in Leichtkranken-, weiterhin auch in
Genesungsabteilungen. Diese ähneln den im Frieden bewährten Ge-
nesungsheimen: Wiedergewöhnung an den Dienst durch körperliche Pflege,
Übung und Abhärtung ist ihre Aufgabe.
Aber viele von den Tausenden, die im SEtappengebiete behandelt wer-
den, können überhaupt nicht oder nicht in absehbarer Seit wieder zur Kront
gehen; sie müssen, um neuen Gugängen Hlatz zu machen, zurück in das Hei-
matsgebiet. Da tritt als wichtigstes Transportmittel die Eisenbahn in
Tätigkeit, wo schiffbare Wasserwege sind, auch die Schiffahrt.
Der Feldsanitätschef verfügt über Lazarett-, Hilfslazarett= und
Krankenzüge, sowie über LTazarett-, Hilfslazarett= und Krankenschiffe.
Im Einvernebhmen mit den militärischen Eisenbahnbehörden zieht er Süge
und Schiffe an die Bedarfspunkte heran; aus Operations= und Etappen-
gebiet sammelt die Kranken-Transportabteilung Kranke und Derwundete;
die Medizinalabteilung des zuständigen Kriegsministeriums teilt dem Feld-
sanitätschef Anzahl und Orte der freien Lagerstellen mit; dorthin lenkt er nun
d) die Beimtransporte.
Ein Lazarettzug ist ein vollkommenes Lazarett, eingerichtet in Wagen
vierter Klasse. Innenwände und Bänke sind herausgenommen; auf federnden
Gestellen hängen, in zwei Reiben übereinander, Krankentragen an den
Längswänden, so daß ein Mittelgang freibleibt. Jede Trage ist mit Bett-
zeug versehen und abnehmbar. Die Wagen sind bell und sauber gestrichen,
erleuchtet und heizbar, mit allem zur Pflege und Wartung Vötigen versehen.