Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

182 Dr. Hochheimer 
stationen Sanierungsanstalten größten Stils. Dort können täglich 
viele Tausende gebadet, entlaust, beobachtet und untergebracht werden. 
Auch Kleidungs= und Ausrüstungsstücke werden da läuse= und keimfrei 
gemacht. Bis zum Juli dolô wurden in 18 solcher Anstalten über eine 
Million Menschen „entseucht". 
Die deutschen „Barbaren"“ haben nicht haltgemacht mit der Gesund- 
heitsfürsorge für das eigene Heer, sie haben diese ausgedehnt und aus- 
gebaut für die Sivilbevölkerung der besetzten feindlichen Gebiete. Wohin 
sie kamen, überall regte sich Bildung und Streben. Die pflege der 
öffentlichen Wohlfahrt und Hygiene wurde alsbald tatkräftig gefördert. 
In den verwahrlosten russisch-polnischen Gouvernements haben deutsche 
Militär= und Sivilbehörden die Quellen der gefürchteten Infektionskrank- 
heiten wie Hocken, Cholera und Fleckfieber aufgedeckt und vernichtet, die 
schon zu Friedenszeiten immer wieder unsere Ostmarken bedrohten und 
heimsuchten. Gegen Schmutz und Faulbeit, Wohnungselend und Unwissenheit 
wurde ein planmäßiger friedlicher Krieg geführt. Binnen kurzer Seit waren 
viele russische „Drecknester“ in saubere, seuchenfreie Orte umgewandelt. 
Große Oerdienste haben sich auf diesen Gebieten die jeder Armee zu- 
geteilten „beratenden Hygieniker“ und die bei den mobilen Truppen be- 
findlichen „Korpshygieniker“ erworben. Aber bis zum jüngsten Truppen- 
arzte muß die Fürsorge für gesunde Unterbringung und Ernährung des 
Soldaten, Dermeidung verseuchter Ouartiere, strenge Absonderung jedes 
ansteckend Kranken durchgebildet sein. Was die innere Medizin am 
Krankenbette geleistet hat, übertrifft alle berechtigten Hoffnungen; zahlen- 
mäßig wird das erst nach dem Kriege veröffentlicht werden können. 
d) Meue Aufgaben erwachsen den Arzten aus diesem Krieg: er hat 
bewiesen, daß von einem körperlichen Miedergange der deutschen Dolkskraft 
nicht die Rede sein kann. Das Heer hat mehr geleistet als je zuvor; seine 
körperlichen Kräfte wurden gestählt durch den festen Willen zum Siege. 
Beides, Kraft und Wille, muß gepflegt und weiter entwickelt werden. Wir 
müssen durch Dervollkommnung des einzelnen ausgleichen, was uns 
an Gesamtzahl gegenüber den Feinden fehlt. Aus diesem Grunde müssen 
die Arzte auch an allen Bestrebungen, die auf Ertüchtigung unseres 
NMachwuchses, Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit und Dermehrung 
der Bevölkerungsziffer gerichtet sind, mit Rat und Tat teilnehmen. Aber 
der Erfolg hängt ab von — Deutschlands Jugend. Wenn sie die furcht- 
bar ernsten TLehren dieses Weltkriegs nicht erkennt und beherzigt, kann 
weder sie noch das Daterland einer glücklichen Sukunft entgegensehen. 
Jeder deutsche Knabe, jedes deutsche Mädchen muß wissen: Auf dich 
kommt es an. Stähle deinen Ulörper, übe deine Sinne, zwinge deinen 
Willen, denn dein Dolk braucht viele tapfere, kluge und starke Männer 
und Frauen. Ghne einen starken Staat kann auch der einzelne nicht 
glücklich und in Frieden leben. Feinde ringsum! Kein Derlaß auf 
Derträge und Rechte! Willst du Frieden, so bleib gerüstet zum Krieg! 
Die Frage nach der Empfänglichkeit des Einzelmenschen gegenüber 
weitverbreiteten krankmachenden Ursachen, nach den angeborenen und
	        
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