V. Die Militär-Gesundheitspflege im Kriege 183
erworbenen Schutzkräften des Organismus hat durch den Krieg neue
Beleuchtung und Sukunftsbedeutung gewonnen.
Die allgemein herabgeminderte und die jetzt vorwiegend pflanzliche
Ernährung unseres von der Auslandszufuhr abgeschnittenen Dolkes be-
weist die Möglichkeit neuer sparsamer Beköstigungsarten auch nach dem
Kriege. — Die Dorschriften der Kriegssanitätsordnung über Ernährung,
Körperpflege, Unterkunft und Bekleidung haben sich aufs beste bewährt.
Besonders segensreich wirken auch ihre Grundsätze in der Alkoholfrage. Sie
verwirft den Alkohol zwar nicht vollständig, sondern gestattet ihn für besondere
Seiten und in mäßigen Mengen (z. B. als Susatz zu Teeaufgüssen bei naß-
kaltem Wetter), aber sie betont die größere Teistungsfähigkeit des enthalt-
samen Soldaten und sagt: „Alkoholische Getränke sind nur mit größter Dor-
sicht zu gewähren und auf dem Marsche ganz zu vermeiden.“
Diele Deränderungen innerer COrgane, namentlich des HBerzens,
sind in ihrem Einfluß auf die Diensttauglichkeit vor dem Krieg überschätzt
worden; Deutschland kann weit mehr Männer ohne Befürchtung körper-
lichen Dersagens einstellen, als man annahm. Auffallende Besserungen
von Lungenkatarrhen, selbst tuberkulöser Art, und von nervösen Teiden sind
durch zahlreiche ärztliche Zeobachtungen erwiesen worden. Der reichliche
Genuß von frischer, reiner Luft, der Swang zu regelmäßiger käörperlicher Be-
tätigung und die Loslösung von den allzuvielen Schäden und Reizen der soge-
nannten Kultur werden mit Recht als die Ursachen dieser erfreulichen Wahr-
nebmungen betrachtet.
Die Wiederherstellung der Kriegsbeschädigten wird uns noch
jahrzehntelang beschäftigen; große, vollkommene Anstalten sind schon jetzt
vorgesehen, um alle Hilfsbedürftigen aufzunehmen und vorwärts zu bringen.
So ist das Heeressanitätswesen und die ärztliche Wissenschaft vor neue
wichtige Aufgaben gestellt. Bereits ist ihre Bewältigung eingeleitet
worden. Wo immer Seit und Gelegenheit war, haben die Arzte in Fach-
zeitschriften und mündlichen Derhandlungen ihre Kriegserfahrungen aus-
getauscht und geklärt. Wissenschaftliche Dusammenkünfte fanden bis in das
Operationsgebiet hinein statt. Zu erhebenden Kundgebungen deutschen
Wissens und Könnens gestalteten sich besonders die Tagungen der Deutschen
Kriegschirurgen unter Vorsitz des Feldsanitätschefs in Brüssel und Berlin
(Ostern 015 und 1910), ferner der „Deutschen Dereinigung für
Krüppelfürsorge“ in Berlin (Februar 1015 und 10160) und des „Deut-
schen Kongresses für innere Medizin“ in Warschau (2.—4. Mai 1916)
unter Dorsitz des Generaloberarztes Hrof. Dr. His und Ehrenvorsitz des
Feldsanitätschefs.
Schluß.
Erst nach dem Kriege wird man die TLeistungen des militärischen Sani-
tätsdienstes und der freiwilligen Krankenpflege, der deutschen Arzte und
Krankenanstalten eingehend beschreiben, die opferfreudige Mithilfe des
ganzen Dolkes darlegen, Sahlen angeben und Erfolge würdigen können.
wWenn der Griffel des Geschichtsschreibers einst dieses Kapitel des ge-
waltigen Werkes über den Krieg vollenden wird, werden Dankbarkeit und