Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

VIII. Die Kriegsleistung der Frauen 251 
aus eignen Mitteln der Uationale Frauendienst in Hosen. Das Hheim gewährte 
bis zum 1. April 1015 562 Frauen Aufnahme (s. a. Artikel VII und IX). 
Sehr zahlreich sind auch die von der Frauenkriegshilfe geschaffenen 
Einrichtungen für Säuglingsernährung; sie sind gewachsen in dem Maße, 
als durch die Futtermittelschwierigkeiten Milch knapp wurde und auch an 
andern für die Säuglinge geeigneten Lebensmitteln Mangel herrschte. 
Die Sahl der Kinderleben, die durch alle diese Einrichtungen dem Dater- 
lande erhalten sind, das Maß von sachgemäßer Belehrung über Säuglings- 
pflege, das durch diese Organisationen verbreitet wurde, die Sorge und 
Unruhe, die der Mutter durch fürsorglichen und vertrauenerweckenden Bei- 
stand abgenommen ist, läßt sich nicht in GSahlen ausdrücken. Menn in Deutsch- 
land während des Krieges die Säuglingssterblichkeit unter den Friedensstand 
herabgedrückt ist, so gebührt das erste Derdienst dabei ohne #weifel der 
großzügigen staatlichen Organisation, ein nicht geringes aber auch den Frauen, 
die sich einer schwierigen und keinen Dilettantismus vertragenden Aufgabe 
planmäßig und tatkräftig angenommen haben, die TLücken ausfüllend, die 
die vorhandenen Einrichtungen noch aufwiesen und die Maßnahmen durch- 
führend, bei denen helfende Arbeit freiwilliger Kräfte notwendig war. 
e) Flüchtlingsfürsorge. 
Die Flüchtlingsfürsorge lag in der Hauptsache in den Händen des Roten 
Kreuzes und der Regierung. Aber die Frauen haben dabei als Einzelpersonen 
sowohl wie als Dereine ausgedehnte Mitarbeit leisten müssen. Und zwar 
ebensosehr an den bedrohten Grenzen selbst, wo es galt, bei katastrophalen 
Ereignissen rasch und besonnen zuzugreifen, wie hernach bei der Dersorgung 
der Flüchtlinge im Innern, wo eine planvollere Fürsorge einsetzen konnte. 
Statt allgemeiner Angaben ein einzelnes Bild: Frauenarbeit in Elbings). 
Fünf Fluchtperioden ostpreußischer Flüchtlinge, die dreimal durch die 
Eisenbahn, zweimal durch HPferdefuhrwerke in die Stadt kamen, hatte Elbing 
durchzumachen. Wie ein unaufhaltsamer Wassersturz kamen sie vom 17. August 
lold ab über die Stadt. Da alle größeren Räume durch Lazarette belegt 
waren, so war für die Unterbringung dieses Massenandranges in keiner 
Weise vorgesorgt. Im Augenblicke der dringenden Mot mußte der Mationale 
Frauendienst erst alles schaffen und ordnen. Mehr als, 48 000 Flüchtlinge 
sind im ganzen im Laufe des ersten Kriegsjahres vorübergebend oder dauernd, 
zum Teil wiederbolt mit Unterkunft und Derpflegung, Kleidung, Wäsche 
und Schuhzeug versehen worden. Dielen mußten Möbel, Betten, Bettwäsche 
sowie Hausgerät beschafft werden. Einen Teil dieser Sachen erhielt der 
Uationale Frauendienst geschenkt, einen Teil entlieb er; was fehlte, wurde 
angeschafft. Die warme trockene Mitterung des Frühberbstes 10114 er- 
leichterte die Unterbringung der Flüchtlinge. Bodenräume, Scheunen, 
Kegelbahnen, Fabrikräume konnten mit herangezogen werden. Die Elbinger 
Bürgerschaft zeigte sich-sehr hilfsbereit und öffnete den Flüchtlingen bis tief 
in die Macht hinein ihre Türen. Schwieriger gestalteten sich die Dinge bei 
  
*) Mach: Heimatdienst i ersten Kriegsjahr (B. G. Teubner) S. 157 ff.
	        
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