VIII. Die Kriegsleistung der Frauen 253
Arbeitsvermittlung, der Geldausgabe, der Nachforschung nach Vermißten
eine ordnungsmäßige Kistenführung unmöglich war, läßt sich begreifen.
Dies konnte erst nach wochenlanger Tätigkeit geschehen, als der Andrang
etwas geringer wurde. So kommt es, daß die tatsächlichen Leistungen viel-
fach noch höher waren, als aus den aus den isten sich ergebenden Sahlen
hervorzugehen scheint. Trotz der ungeheuren Anforderungen, die durch die
Flüchtlingsversorgung an den Wationalen Frauendienst gestellt wurden, fand
er noch die Möglichkeit, Weihnachten 014 für über 1000 Klüchtlingskinder
eine Weihnachtsbescherung zu veranstalten.
Su den schmerzlichsten Eindrücken und Erfahrungen gehörte die Forschung
nach den vermißten Familienangehörigen, die teils durch die Russen,
teils während der Flucht von der Seite der Ihren gerissen worden waren.
Die Bemühungen des Llationalen Frauendienstes zur Wachforschung nach
den Dermißten setzten gleich zu Anfang ein. Der Erfolg war aber trotz
eifrigster Zemühungen gering, bis die Einrichtung von Sentralauskunfts-
stellen in Berlin und Königsberg diese Arbeit erleichterte. Im ganzen ist
etwa 3000 Hersonen nachgeforscht worden, von denen etwa die hälfte auf-
gefunden werden konnte. Auch die rechtliche Dertretung der Flüchtlinge
mußte der Wationale Frauendienst vielfach übernehmen. Unzählige Ein-
gaben mußten während des ersten Kriegsjahres gemacht werden. Sie bezogen
sich auf Renten, Sinsen, Sahlung von Hensionen, Unterstützungen, Erziehungs-
geldern, Befreiung von der Mietzahlung für die zerstörten Wohnungen, Dor-
schüsse auf Kriegsentschädigung, neue Ausstellung von verloren gegangenen
DHDppothekenbriefen und andern Dokumenten u. a. m.
Galt es so, in den ersten Gufluchtsstätten die Flüchtlinge vorübergebhend
mit dem Notwendigsten zu versehen, so traten später andere Anforderungen
an die Flüchtlingsfürsorge heran. Es ist ein Ruhm unserer Derwaltung und
unseres Dolkes, daß man sich dabei nicht auf Gbdach und Mahrung beschränkte,
sondern, soweit es irgend möglich war, aus der Not eine Tugend machte
und den Klüchtlingen auch alle Sorgfalt geistiger Pflege angedeihen ließ.
So hat z. B. der Derband Wohlfahrt der weiblichen Jugend spstematisch die
heranwachsenden Mädchen in Haushaltschulen gesammelt, um ihnen diese
Monate der Entwurzelung zu einer Seit geistiger und praktischer Körderung
werden zu lassen. Man wollte nicht nur für die Tkot des Tages sorgen,
sondern mitten im Kriege dem innern Aufbau dienen und der von schwerem
Schicksal verhängten Gelegenbeit noch ihren Segen abringen.
B. Kriegsgemäße TLebensweise.
„Wir halten durch,“ spricht, von Feinden umstellt,
der Krieger im Feld.
„Wir halten durch,“ spricht, von Sorgen beschwert,
die Mutter am Herd.
wie einmal die spätere Geschichte dieser Seit der Millionen nicht ge-
denken kann, die an den Fronten jeder an seinem bescheidenen Hosten ihre