Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

296 A. Crecelius 
genossenschaftskasse mit einem Kapital von zunächst 5 Millionen Mark 
errichtet. Heute hat die Kasse ein Grundkapital von 76,5 Millionen und 
etwa 15 Millionen Mark Reserven. Sie dient dem genossenschaftlichen 
Geldausgleich. Die einzelnen Genossenschaften sind in zahlreichen Fällen 
für die BZezirke der Revisionsverbände zu sogenannten Derbandskassen 
(Sentralkassen) zusammengeschlossen. Die einzelnen Genossenschaften legen 
ihre überschüssigen Gelder bei diesen Derbandskassen an und nebmen 
erforderlichenfalls Kredit bei ihnen in Anspruch. Die Hreußische Sen- 
tralgenossenschaftskasse führt wieder den Derbandskassen im Wege des 
Kredits die benötigten Mittel zu und legt die zeitweise überschüssigen Gelder 
dieser Kassen zunächst im Genossenschaftswesen, dann auch auf dem all- 
gemeinen Geldmarkt an. 
Ein Teil der Genossenschaften bedient sich als Sentrakkreditinstitut 
der Dresdner Bank, die in Berlin und Frankfurt a. Main besondere 
Genossenschaftsabteilungen eingerichtet hat. 
B. Die Genossenschaften während des Krieges. 
Die Sahlen, in denen sich die Geschäftstätigkeit der Genossenschaften 
ausdrückt, geben einen Begriff davon, von welcher Wichtigkeit es ist, daß 
das Genossenschaftswesen gesund ist. Die Genossenschaften bilden die 
finanzielle Grundlage, auf der weite Kreise des Mittelstandes ruhen. Don 
ganz besonderer Bedeutung ist es daher, festzustellen, wie das deutsche 
Genossenschaftswesen der Schwierigkeiten des Krieges Herr geworden ist 
und ob es darüber hinaus vielleicht sogar in der Lage gewesen ist, seinen 
Mitgliedern und den hbinter ihm stehbenden Kreisen in der Kriegszeit eine 
Stütze und ein Halt zu sein. 
Da darf zunächst die Tatsache festgestellt werden, daß unsere Genossen- 
schaften durch den Krieg nicht überrascht worden sind. Die genossenschaft- 
lichen Derbände haben seit der Marokkokrisis, während deren die fran- 
zösischen Banken alle ihre in Deutschland stehenden Gelder zurückzogen, die 
Genossenschaften immer wieder gemahnt, in ihren geschäftlichen Maßnahmen 
nicht unberücksichtigt zu lassen, daß eines Tages die Friedensarbeit der 
Kriegsarbeit den platz zu räumen haben könnte. Nachträglich ist von 
manchem Ceiter unserer Genossenschaften bestätigt, daß diese ständige 
Mahnung ihn veranlaßt habe, über die Anforderungen des nächsten Tages 
hinaus zu prüfen, wie seine Genossenschaft den besonderen Anforderungen 
einer Kriegszeit sich gewachsen zeigen werde. 
Es wird auch den Fernerstehenden nicht verwundern, daß ein Genossen- 
schaftswesen, für dessen innere Erstarkung so eifrig gearbeitet wird, und 
das infolgedessen in seinen Grundlagen so gesund ist wie das deutsche, über 
die Kriegsschwierigkeiten mit der Sicherheit und Selbstverständlichkeit bisber 
hinweggekommen ist, die unser ganzes Wirtschaftsleben auszeichnet. Aller- 
dings darf nicht übersehen werden, daß glücklicherweise nur kleine Teile 
unseres Daterlandes die unmittelbare Wirkung des Krieges zu spüren bekamen 
und daß dank der Tapferkeit unserer Truppen schon wenige Tage nach Kriegs-
	        
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