Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

22 A. v. Janson 
wahrer Heldentaten zu verzeichnen ist, müssen wir uns hier auf diejenigen 
Unternehmungen der Marine beschränken, die unmittelbar zum eigentlichen 
großen Kriege gehören. Hervorgehoben sei nur das überall sich geltend 
machende tiefgewurzelte Pflichtbewußtsein, das die kühnsten Handlungen 
bis zur unvermeidlichen eignen Vernichtung zeitigte. Das gilt ebenso für 
die einzelnen Kriegsfahrzeuge — wir nennen nur beispielsweise den Namen 
„Emden“ — wie für das ostasiatische Geschwader des Admirals Grafen Spee, 
der auf seiner heimwärts gerichteten Fahrt im Seegefechte bei Coronel (Santa 
Maria) an der chilenischen Küste am 1. November 1914 einen stärkeren 
Gegner besiegte und am s. Dezember in heldenmütigem Kampfe bei den 
Falklandsinseln erdrückender Ubermacht erlag. 
Mit der Kriegserklärung begannen Versuche, feindliche Häfen in der Ostsee 
und Mordsee mit Minen zu sperren. Trotz dieser Berausforderungen entschloß 
sich die englische Flotte nicht zu dem erwarteten VDorgehen gegen unsere 
weit schwächere Flotte und die deutschen Küsten, sondern begnügte sich, durch 
ihr Dasein die Uberführung von Truppen nach Frankreich zu sichern und 
unter der Dorschützung einer Blockade, die im völkerrechtlichen Sinne 
gar nicht durchgeführt ist, durch einfachen Seeraub Deutschland auszu- 
hungern, während das „neutrale“, Frieden und Menschenliebe im Munde 
führende Amerika durch ungehinderte Munitionslieferung an unsere Gegner 
zu Mutzen seines Geldbeutels den Krieg ins Ungemessene verlängerte. 
Die schwere Aufgabe der deutschen Flotte, gleichzeitig zur Derteidigung 
der Küsten der Ostsee und Mordsee gegen einen weit überlegenen Gegner 
mitzuwirken, wurde durch den beide Meere verbindenden Kaiser-Wilhelm-= 
Kanal und den Schutz der „deutschen Bucht“ der Nordsee durch das befestigte 
Helgoland ermöglicht. Die ursprünglich geringen Abmessungen dieses Kanals 
hatten aber geraume Heit die Entwicklung der deutschen Schlachtschifform 
beeinflußt. Wenn trotzdem in der Kolge selbst kleinere deutsche Schlacht- 
schiffe sich den englischen gewachsen zeigten, so ist das ein Triumph der deut- 
schen Schiffsbaukunst, der deutschen Geschützherstellung und vor allem deut- 
schen Könnens in Seemannschaft und im Schießen. 
Die deutsche Flotte hielt sich zunächst in jenem Raume bereit, um 
eintretendenfalls nach der einen oder andern Seite ihre Dollkraft einzusetzen. 
Während unsere Unternehmungen in der Ostsee sich gegen die russischen 
Häfen richteten, und dem Schutze der Bandelsschiffahrt dienten, gestalteten sie 
sich in der Mordsee sebr bald zu deutlichen Herausforderungen durch wieder- 
holtes Minenlegen, die Tätigkeit von Unterseebooten unmittelbar an der 
feindlichen Küste, Beschießung befestigter Küstenpunkte durch leichte Streit- 
kräfte und durch über ganz England bis zur Westküste ausgedehnte wirksame 
Luftangriffe. Selbstredend erlitten auch die Unserigen schmerzliche er- 
luste, aber in keinem Falle eine Tiederlage. Am 28. August 10|114 unter- 
nahmen die Engländer einen Vorstoß mit starken Kräften gegen die deutschen 
Vorposten von Helgoland, dem nur Torpedoboote und kleine Kreuzer ent- 
gegentraten. Später wurden englische Kriegsschiffe von deutschen Untersee- 
booten vernichtet; am 22. September versenkte Kapitänleutnant Weddigen, 
der später leider ein Opfer seiner unvergleichlichen Tätigkeit wurde, mit
	        
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