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wahrer Heldentaten zu verzeichnen ist, müssen wir uns hier auf diejenigen
Unternehmungen der Marine beschränken, die unmittelbar zum eigentlichen
großen Kriege gehören. Hervorgehoben sei nur das überall sich geltend
machende tiefgewurzelte Pflichtbewußtsein, das die kühnsten Handlungen
bis zur unvermeidlichen eignen Vernichtung zeitigte. Das gilt ebenso für
die einzelnen Kriegsfahrzeuge — wir nennen nur beispielsweise den Namen
„Emden“ — wie für das ostasiatische Geschwader des Admirals Grafen Spee,
der auf seiner heimwärts gerichteten Fahrt im Seegefechte bei Coronel (Santa
Maria) an der chilenischen Küste am 1. November 1914 einen stärkeren
Gegner besiegte und am s. Dezember in heldenmütigem Kampfe bei den
Falklandsinseln erdrückender Ubermacht erlag.
Mit der Kriegserklärung begannen Versuche, feindliche Häfen in der Ostsee
und Mordsee mit Minen zu sperren. Trotz dieser Berausforderungen entschloß
sich die englische Flotte nicht zu dem erwarteten VDorgehen gegen unsere
weit schwächere Flotte und die deutschen Küsten, sondern begnügte sich, durch
ihr Dasein die Uberführung von Truppen nach Frankreich zu sichern und
unter der Dorschützung einer Blockade, die im völkerrechtlichen Sinne
gar nicht durchgeführt ist, durch einfachen Seeraub Deutschland auszu-
hungern, während das „neutrale“, Frieden und Menschenliebe im Munde
führende Amerika durch ungehinderte Munitionslieferung an unsere Gegner
zu Mutzen seines Geldbeutels den Krieg ins Ungemessene verlängerte.
Die schwere Aufgabe der deutschen Flotte, gleichzeitig zur Derteidigung
der Küsten der Ostsee und Mordsee gegen einen weit überlegenen Gegner
mitzuwirken, wurde durch den beide Meere verbindenden Kaiser-Wilhelm-=
Kanal und den Schutz der „deutschen Bucht“ der Nordsee durch das befestigte
Helgoland ermöglicht. Die ursprünglich geringen Abmessungen dieses Kanals
hatten aber geraume Heit die Entwicklung der deutschen Schlachtschifform
beeinflußt. Wenn trotzdem in der Kolge selbst kleinere deutsche Schlacht-
schiffe sich den englischen gewachsen zeigten, so ist das ein Triumph der deut-
schen Schiffsbaukunst, der deutschen Geschützherstellung und vor allem deut-
schen Könnens in Seemannschaft und im Schießen.
Die deutsche Flotte hielt sich zunächst in jenem Raume bereit, um
eintretendenfalls nach der einen oder andern Seite ihre Dollkraft einzusetzen.
Während unsere Unternehmungen in der Ostsee sich gegen die russischen
Häfen richteten, und dem Schutze der Bandelsschiffahrt dienten, gestalteten sie
sich in der Mordsee sebr bald zu deutlichen Herausforderungen durch wieder-
holtes Minenlegen, die Tätigkeit von Unterseebooten unmittelbar an der
feindlichen Küste, Beschießung befestigter Küstenpunkte durch leichte Streit-
kräfte und durch über ganz England bis zur Westküste ausgedehnte wirksame
Luftangriffe. Selbstredend erlitten auch die Unserigen schmerzliche er-
luste, aber in keinem Falle eine Tiederlage. Am 28. August 10|114 unter-
nahmen die Engländer einen Vorstoß mit starken Kräften gegen die deutschen
Vorposten von Helgoland, dem nur Torpedoboote und kleine Kreuzer ent-
gegentraten. Später wurden englische Kriegsschiffe von deutschen Untersee-
booten vernichtet; am 22. September versenkte Kapitänleutnant Weddigen,
der später leider ein Opfer seiner unvergleichlichen Tätigkeit wurde, mit