Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

Schutz Anspruch haben. Sie wollen amtlich erklären, daß er und seine 
Niederlassungen unter dem Schutz des Reiches stehen.“ 
Es war dies ein entscheidender und einschneidender Schritt. Deutsch- 
land gab damit endlich seine Visitenkarte auf dem Boden der Kolonial- 
politik ab. Das erstaunte England hatte nun zu erklären, ob es die 
teutonischen Vettern zulassen oder ein für allemal aus den Gefilden der 
Weltpolitik verbannen wollte. 
Nun, England erholte sich von seiner Verwunderung. Es beugte sich 
der geschaffenen Tatsache, trotzdem bereits englische Kapitalanlagen dort 
bestanden, auch leuchtete es unsern britischen Vettern wohl ein, daß eine 
Nation wie die unsre mit etwa 900.000 Seelen jährlichen Bevölkerungs- 
zuwachses nicht ohne Gefahr dauernd von jeglichem Anteil an Kolonial= 
und Seeherrschaft sich ausschließen lassen würde. England behielt sich 
aber die Herrschaft über die an der Küste entlang liegenden Inselchen, 
die sogenannten Guano-Inseln vor, ebenso die Walfisch= und die Lucia- 
bai. Auch entsandte es schleunigst eine Expedition, um sich das Hinter- 
land am schiffbaren Molopostrom und das gewaltige Betschuanaland und 
im Norden davon das Gebiet bis zum Tonke unter dem Namen Britisch- 
Sambesia zu sichern, offenbar zu dem Zwecke, jede Verbindung zwischen 
der deutschen Machtsphäre und den damals noch halbwegs unabhängigen 
Burenrepubliken zu verhindern. 
In einem Abkommen vom Jahre 1885 wurde dann alles Land von 
der Küste nach innen bis zum 20. resp. 22. und 25. Grade östlicher 
Länge der deutschen Oberherrschaft unterworfen. Ein Gebiet von 1500 km 
Länge, was ungefähr der Küstenstrecke zwischen Genua und Gibraltar 
entspricht, und von 400 bis 800 km Tiefe war damit der deutschen 
Unternehmung gesichert. Es umfaßt eine Fläche von 835000 qkm und 
ist nächst Ost-Afrika unsere größte Kolonie. Der Flächeninhalt des 
Deutschen Reichs beträgt vergleichsweise nur 540 000 qdkm. 
Man unterscheidet in Deutsch-Südwest-Afrika das Groß-Namaland 
im gemäßigten Süden in der Höhe der Lüderitzbucht, wo es durch den 
Oranjefluß vom englischen Kapland getrennt ist; ferner in der Höhe der 
Walfischbai unterm Wendekreis des Steinbocks das Damaraland und 
im Norden, schon in der Region der Tropen das Kaoko= und Ovambo- 
land mit dem Kunene als Grenzstrom gegen das portugiesische-Gebiet. 
Im Osten findet unser Schutzgebiet seine Grenze an der Kalahari-Wüste, 
und vom 22. Grad südlicher Breite an, wo uns eine Erweiterung bis
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.