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Wer das Leben an den verschiedenen Höfen vergleichend
zu betrachten in der Lage ist, dem wird leicht ins Auge
fallen, daß ein Begriff sich wie ein roter Faden durch all
dieses zeremoniöse Geschehen zieht, ein Begriff, der nicht
eigentlich wägbar ist, nicht immer und überall mit Tat-
sachen und Zahlen sich festlegen läßt, und dieser heißt „Über-
lieferung“, vielleicht läßt er sich schärfer noch mit dem Fremd-
wort „Tradition“ umschreiben. —
Auch in den Residenzen der Balkanstaaten beispielsweise
zeigt sich eine höfische Prachtentfaltung, die derjenigen in
Deutschland kaum nennenswert nachsteht und ihr zudem
völlig nachgebildet ist, sind es doch auch Fürsten aus deutschen
Geschlechtern, die dort regieren, aber auf Schritt und Tritt
vermißt dort der Beobachter die durch Jahrhunderte ge-
pflegten Traditionen, das geschichtlich Gewordene. Hier in
Dresden sind es Tafelaussätze, die schon vor Generationen
Meister in edlem Freiberger Metall formten, da Drachen-
muster auf altem Meißener Porzellan, die ihre Bedeutung
haben, da Annaberger Spitzen von hohem Wert und Alter,
ja selbst die Hofgesellschaft, die Namen der Geladenen sind
zumeist mit der Geschichte des Landes, mit der der Wettiner
im besonderen, aufs engste verknüpft. Mit den Ahnen unseres
Herrschers waren ihre Vorfahren vor die Tore Jerusalems
und in die Türkenkriege gezogen und auf die Fürstenver-
sammlungen geritten, mit ihnen haben sie das Auf und
Nieder in der Jahrhunderte Lauf durchlebt, in Freud
und Leid.
Rein äußerlich betrachtet, verschwinden diese Eindrücke,
bleibt von ihnen kaum mehr zurück als ein ziemlich sche-
matisches Zeremoniell, das beim Lesen in Form eines farb-
los geschriebenen Hofberichtes geradezu langweilig anmutet.
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