Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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trat, nach Bremen zurückgekehrt, in die Redaktion der damals neubegründeten „Weser- 
Zeitung“, der er seit 1850 als Hauptredakteur vorstand. Zwei Jahre darauf wurde er 
Sekretär des Bremer Senats, 1857 Mitglied des Senats und ward für die Perioden 
1872—1875, 1878—1881 und 1882—1887 Bürgermeister von Bremen. Gildemeister 
erhielt den Vorsitz im Senat und leitete die auswärtigen und Handelsangelegenheiten und 
die Finanzen seiner Vaterstadt. Literarisch hat er sich einen Namen gemacht durch die 
Uebersetzung von Lord Byrons Werken (Berlin, 1864, 6 Bde., 3. Aufl. 1877), der die 
Uebersetzung einer Reihe Shakespearescher Dramen (darunter die Historien) für die Brockhaus- 
Bodenstedtsche Ausgabe sowie der Sonette Shakespeares (Leipzig, 1871) und Ariosts 
„Rasenden Roland“ (Berlin, 1882—1884, 4 Bde.) nachfolgten. Die nicht amtlichen Be- 
ziehungen Bismarcks zu Dr. Gildemeister sind von zu engem und lokalem Interesse, um 
zu verdienen erwähnt zu werden. 
22. Hamburg. 
Dr. Kirchenpauer") 
(geboren 2. Februar 1808, gestorben 4. März 1887). 
Bismarck und Kirchenpauer waren Bekannte von alter Zeit. Sieben 
Jahre lang (1851— 1857) saßen sie zusammen am grünen Tisch des Bundes- 
tags in Frankfurt. In seiner berühmten Charakteristik der Frankfurter Kollegen 
(Bericht vom 30. Mai 1853) 7") bemerkt Bismarck: „Was die Gesandten der 
freien Städte anbelangt, so treten ihre Personen bei dem öfteren Wechsel 
weniger konsequent hervor, besonders wenn man die Vielseitigkeit der Faktoren, 
welche zur Erteilung der Instruktionen mitwirken, in Anschlag bringt. Gegen- 
wärtig hier sind die Herren Kirchenpauer für Hamburg und Harnier für 
Frankfurt.“" 
Nach der großen Entscheidung von Königgrätz nahm Kirchenpauer Ende 
1866 in Berlin als Vertreter der hamburgischen Regierung an den Ver- 
handlungen über die norddeutsche Verfassungsvorlage teil, und fungirte bis zum 
Jahre 1880 ununterbrochen als erster hamburgischer Bevollmächtigter zum 
Bundesrat. 
*) Gustav Heinrich Kirchenpauer wuchs in Petersburg, London und Dorpat auf, 
studirte hier und in Heidelberg die Rechte, ließ sich darauf in Hamburg als Advokat nieder, 
war auch journalistisch thätig und wurde 1840 Sekretär der Kammerdeputation, 1843 Mit- 
glied des Senats. 1851—1857 war er Gesandter Hamburgs beim Bundestag, übernahm 
dann die Verwaltung von Ritzebüttel und war demnächst wiederholt regierender Bürger- 
meister und Präsident des Senats in Hamburg. Kirchenpauer war Verfasser eines Werkes 
über „Differenzialzollsystem“ und besaß auf naturhistorischem und geographischem Gebiet 
große Gelehrsamkeit. Literatur über denselben: Gustav Heinrich Kirchenpauer, Ein Lebens- 
und Charakterbild von H. von Samson, Reval, 1891. Gustav Heinrich Kirchenpauer, 
Ein Lebens= und Zeitbild von Dr. Werner v. Welle. Hamburg und Leipzig, 1888 (459 Seiten). 
*“*) Abgedruckt in meinem Werk: „Preußen im Bundestag", Bd. I., S. 254. Der 
spätere Aufenthalt in Berlin war Kirchenpauer viel widerwärtiger gewesen als derjenige 
in Frankfurt am Main. 
*8“) Kirchenpauers Name steht unter dem Brief, mit dem Hamburg am 15. Dezember 
1871 Bismarck das Ehrenbürgerrecht verlieh.
	        
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