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seiner persönlichen Beziehungen zu dem Verstorbenen gedachte.“) Dasselbe
lautet:
Berlin, den 8. März 1887.
Das Ableben des Senators und Bürgermeisters Herrn Dr. Kirchenpauer
hat mich mit aufrichtigem Bedauern erfüllt und mich um so näher berührt, als
ich zu dem Verstorbenen schon im Bundestage und später viele Jahre hindurch
in persönlichen Beziehungen gestanden habe, welchen seine Liebenswürdigkeit und
seine durch vielseitiges Wissen unterstützte Erfahrung stets ein besonderes
Interesse verliehen haben.
Indem ich dem Senate meine aufrichtige Teilnahme an diesem Verluste aus-
spreche, verbinde ich hiermit die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.
v. Bismarck.
An den Senat der freien und Hansestadt Hamburg.
Ver erste Protokollführer des Bundesrats des Norddeutschen Bundes.
Lothar Bucher)
(geboren 25. Oktober 1817, gestorben 12. Oktober 1892).
Lothar Bucher wurde als erster Protokollführer des Bundesrats des Nord-
deutschen Bundes bestellt. Er bat jedoch bereits im November 1868 um
Enthebung von dieser Stellung, nicht weil sie ihm nicht angesprochen hätte,
sondern weil, wie er mir sagte, sein Arbeitspensum im auswärtigen Ministerium
sich so sehr vergrößert hatte, daß er beide Funktionen nicht mehr versehen zu
können glaubte. Die Funktion eines Protokollführers des Bundesrats ist zeit-
raubender, als man anzunehmen geneigt ist. Derselbe hat zunächst den
Verhandlungen des Bundesrats — allerdings nur im Plenum'“*) — genau
zu folgen; die Hauptarbeit ist nach der Sitzung zu bewältigen, wo es gilt, die
formulirten Anträge der Bevollmächtigten entgegenzunehmen und vielfach sich
mit denselben über die Fassung zu einigen, welche für die abgegebenen Er-
klärungen zu wählen ist. Im alten Bundestag wurde die Stelle des Protokoll-
führers von österreichischen diplomatischen Beamten versehen, zuerst zu Bismarcks
Zeiten lange Jahre hindurch von dem Freiherrn v. Brenner, dann von dem
Legationsrat v. Dumreicher.
*) Vergl. die „Post“ 1887 Nr. 74 und die „Vossische Zeitung“ Nr. 124 vom 15. März
1887, Beilage. Der Wortlaut ist bisher noch nicht veröffentlicht.
*“) Die Beziehungen des ersten Protokollführers des Bundesrats zu Bismarck sind
geschildert in meinem Werke: „Ein Achtundvierziger“. Lothar Buchers Leben und Werke
(3 Bände, Karl Heymanns Verlag in Berlin). Ergänzend kommen noch hinzu die „Erin-
nerungen an Lothar Bucher“ von Dr. Wilhelm Gittermann, veröffentlicht in der „Deutschen
Revue“, Mai u. Juni 1895. Vergleiche auch noch „Am Hofe des Kaisers“, Berlin 1886,
Seite 212 und 217—223.
**) Zu den Ausschußberatungen wird derselbe nicht zugezogen.