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warm wurden naturgemäß die Beziehungen Krügers zu Bismarck, als derselbe
im Jahre 1879 einer Handelspolitik eine Ende machte, die wohl den Seestädten
gefallen konnte, das übrige große deutsche Land aber schädigen mußte. Da
Krüger selbst Freihändler war und auch freihändlerische Interessen zu vertreten
hatte, so wurde er notwendig in die bundesrätliche Opposition gedrängt. Eine
andere Frage, in der Bismarcks und Krügers Ansichten ebenso auseinander-
gingen, war der Hamburger Zollanschluß. Es zeugt für die große diplomatische
Gewandtheit Krügers, daß trotz der vorhandenen Meinungsverschiedenheiten sein
Verhältnis zu Bismarck niemals eine Schärfe annahm, wie z. B. gegenüber
dem bayrischen Gesandten v. Rudhardt, der über die Hamburger Zollanschluß-
frage stürzte. Krüger verstand es eben, seinen Widerspruch in eine gemessene
Form zu kleiden; außerdem war er so klug, sich mit dem Grafen Herbert
Bismarck bis zu dessen Abgang gut zu stellen. So kam es, daß er am
21. September 1889 zu seinem 70. Geburtstage sogar mit einem Glückwunsch-
schreiben Bismarcks bedacht wurde.
In einem Nekrologe Krügers finde ich die Redewendung, Krüger habe sich
„der treuen Freundschaft dreier Reichskanzler“ zu erfreuen gehabt. Meines
Erachtens wird ihm hier ein zweifelhaftes Lob erteilt. Wenn Krüger wirklich
die treue Freundschaft des Reichskanzlers Caprivi sich zu erwerben wußte, dann
kann die Freundschaft zu Bismarck keine tiefen Wurzeln gehabt haben. Fest steht
so viel, daß Krüger nach Bismarcks Abgang ein begeisterter Anhänger der
Caprivischen Handelspolitik geworden ist.