Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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Kabel geriet. Auch dies nahm ein Ende, wobei die kronprinzlichen Herrschaften 
fortwährend im Schweigen verharrten. Zuletzt verwickelte sich der König in 
die Schleppe der Königin, worauf dieselbe mit einer diese schrecklich unbequeme 
Mode anklagenden Rede schied. 
„Kurz darauf tritt Bismarck an mich heran, es war 7 Uhr abends geworden, 
und ladet mich zur Konferenzeröffnung um ½9 Uhr ein. 
„„Morgen früh? 
„„Nein, heute abend.“ 
„Ein Donnerschlag. 
„Um ½9 Uhr fuhr ich zur Konferenz.') Vor meinem Platz lag der 
Zettel: Anhalt. 
„Man fand ein Exemplar der neuen Bundesakte vor. Der Inhalt wird 
sekret behandelt. Mein Urteil darüber — ich las mein Exemplar zu Hause 
gleich durch — ist, daß alles wohl bedacht worden, aber Geld — Geld wird 
uns der Bund kosten! Dagegen war der alte Bund ein Späßchen. Um 10 Uhr 
war ich zu Haus. 
„Bevor ich schließe, noch ein Wort über Bismarck. Den habe ich mir anders 
gedacht, nach den ehemaligen Erfurter Eindrücken. Er ist sanft, mild, spricht 
auch stets in höchster Freundlichkeit, aber freilich auch mit nicht geringer Be- 
stimmtheit — zum Beispiel zu dem älteren Karolinger.*) Entweder haben 
den Grafen Bismarck seine Krankheit und seine Erfolge gezähmt und ihn äußerst 
liebenswürdig gemacht, oder er verbeißt nur seine Kraft, wie ein nicht bloß 
erträglich zivilisirter, sondern vollkommen wohlerzogener Löwe. — FIrgend eine 
äußerliche Veränderung ist nach den fortwährenden Fragen seines täglichen Um- 
gangs (zum Beispiel v. Thiles) an unsereinen, die Bismarck längere Zeit nicht 
gesehen haben: „Wie finden Sie Bismarck?“ ohne Zweifel vorgegangen, und 
trotz seiner stattlichen Erscheinung in Generalsuniform kommt er mir doch so 
durchgeistigt vor, wie wenn ihm bald etwas ganz Absonderliches widerfahren 
könnte."“ 
3# 
16. Dezember 1866. 
„Der an den Herzog erstattete Bericht ist ziemlich lang geraten; ich habe 
bis 3 Uhr daran geschrieben. Dazwischen Besuche von v. Thile und Geheimem 
Regierungsrat Klapp aus Waldeck. Die armen Waldecker scheinen in großer 
Verlegenheit zu sein, das von Preußen Geforderte leisten zu können. Preußen 
sähe es vielleicht gern, wenn mehrere oder lieber alle Kleinen die Regierungs- 
flinte ins Korn würfen; es hütet sich aber, darauf hinzudeuten 
*) Die Rede, mit der Bismarck die Konferenz der Bevollmächtigten eröffnete, findet 
sich abgedruckt in meinem Werke: „Die Ansprachen des Fürsten Bismarck 1848—1894“ 
Seite 10. 
**) Gemeint ist der Vertreter von Reuß d. L.
	        
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