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russischer Fürst v. Bariatynsly. Der Kronprinz drückte mir die Hand, der
Kronprinzessin wurden wir beim Kaffee vorgestellt. Eine sehr angenehme Dame,
größer, schöner und ansehnlicher, als ich sie mir gedacht hatte; in hohem Grade
gewandt und liebenswürdig, kurz ganz und gar geeignet, eine tüchtige Königin
von Preußen zu werden. Der Kronprinz zeigte mir und noch einem auf meine
Anregung die besten Bilder seiner Großmutter, der Königin Luise, die sich gerade
in seinem Palais „in den Zimmern meiner Frauh) befanden.
„Das Diner war ganz magnifique; ich glaube, ich habe nie besser gespeist.
Ausgehungert, ausgedürstet aß und trank ich wie ein Löwe; unter anderem
auch Punscheis als Getränk — etwas fabelhaft Schönes — mit dem Löffel
aus dem Glase, dazu Champagner, wie er mir besser nie vorgekommen, bei-
läufig sehr mittelmäßigen Tischwein, auf den es aber nicht ankam!
„Wenn das nun morgen und übermorgen so fortgeht, weiß ich kaum, ob
unser häuslicher Tisch mir wieder munden wird.
„Ich war übrigens so guter Laune, daß ich in Galauniform zu Fuß nach
Hause gegangen, sage: zu Fuß gegangen bin, trotz Berliner Patsches. Es sind
nämlich vom Hotel bis zur Eingangsthür des Kronprinzen gerade 200 Schritt;
das ließ sich riskiren, zumal auf bestem Trottoir bei Mondschein.“
*
20. Dezember 1866.
„Eigentümlich war das Silberzeug beim Kronprinzen, es schien nämlich
von der unsoliden Art mancher Hochzeitsgeschenke zu sein, das heißt mit Kolo-
phonium gefüllt und die dünne Decke in gepreßter Arbeit. Allein es war alles
schwer massiv und die gemusterte Arbeit war nicht gegossen, vielmehr fein ciselirt,
also jedes einzelne Stück ein Kunstwerk.
„Die zweite Sitzung, am 20. Dezember, dauerte sehr lange. Große
Differenz wegen der Militärausgaben! — Nachdem wir den Entwurf durch-
beraten, wurde beschlossen, die Konferenzen jetzt zu schließen und am 2. Januar
kommenden Jahres wieder hier einzutreffen.
„Demnach werde ich übermorgen, Sonnabend den 22. Dezember, nach-
mittags 5 Uhr in Dessau eintreffen, denn morgen, Freitag den 21., wollen
wir kleinen Leute unter uns nochmals konferiren.
„Dann ging es zum Diner und Cigarre bei Bismarck. Essen wie beim
König. Dabei machte ich Bekanntschaft mit den Ministern v. d. Heydt, Graf
zur Lippe und Graf Itzenplitz; erneuerte sie mit Forckenbeck und erwarb die
des Herrn v. Unruh.“
*
21. Dezember 1866.
„Das Diner bei Thiles so ausgezeichnet wie die früheren — sogar langer
Spargel, aber ohne Beilage. — Dabei denn auch die ersten Holsteiner Austern,
nach der Suppe; bei Bismarck gestern englische vor der Suppe. Und hinter