Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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Freilich sind viele Staaten in ganz besonderer Lage. So nur zwei Beispiele. 
Durch die Braumalzsteuer werden wir 26000 Thaler an den Bund ein- 
büßen, das arme Coburg aber wegen seiner trefflichen Brauereien 1 Thaler 
pro Kopf verlieren! Ferner: Bremen, so reich es ist, kann nicht die nötigen 
Zahlen Mannschaften stellen, weil alle junge Welt über die See geht, niemand 
weiß wohin, und erst in den dreißiger Lebensjahren zurückzukehren pflegt. — 
Uebrigens wird meines Erachtens ein Material geschaffen, welches bald dicke 
Bücher kommentiren werden, und der widersprechendsten Interpretation den 
sreiesten Spielraum darbietet."“ 
* 
6. Januar 1867. 
„Langer Besuch von Lauer von Münchhofen, der bis zum Strudeln 
animirt war: Was habe zum Beispiel der Großherzog von Oldenburg für 
eine Ansicht durch Rössing hier im kleinen Kreise aussprechen lassen? Die 
Fürsten sollten Preußen so viel von ihren Rechten cediren, daß sie nur eine 
Pairskammer bildeten! — Freilich gehe Preußen jetzt noch nicht so weit, 
aber es streiche diesen Vorschlag gewiß rot an — denn daß eine Miniatur— 
souveränität ein Unding sei, wäre ja doch jedem einleuchtend; also eine Schirm— 
herrschaft Preußens über die Kleinen einem Bündnis vorzuziehen. 
„„Und was wird das Königreich Sachsen dazu sagen?“ warf ich ein. 
„„Das ist — war die Antwort — von Preußen jetzt völlig gewonnen; es geht 
mit diesem durch dick und dünn. Der König von Sachsen hat den König von 
Preußen schon um eine Brigade gebeten, er wird natürlich eine Armeeabteilung 
erhalten. (Dasselbe sagte Herr v. Goßler.) Jeder unserer Erbprinzen möge 
sich daher beeilen, ein preußisches Kommando zu bekommen. Krieg werde es 
bald wieder geben. Falle der einmal für Preußen nicht günstig aus, dann 
freilich kehre Sachsen sogleich um und wende sich zum Gegner.“ 
„So ging das unaufhörlich fort. Lauer v. Münchhofen hat hier offenbar 
viele Bekanntschaften von ci-devant wieder aufgesucht und viel ausgehorcht; 
etwas Unvernünftiges liegt in seinen Mitteilungen nicht. Wie sich die Dinge 
für die kleinen Staaten gestalten werden, die Fürsten wie die Länder, wenn 
der Norddeutsche Bund mit allen seinen Salz= und Malz= und weiteren Steuer- 
bestimmungen erst ins Leben getreten sein wird, das vermag niemand jetzt 
abzusehen. Und da sitze ich mitten darunter und muß mir sagen, daß wir ein 
opus beraten, dessen Folgen sich nur zum geringsten Teil beurteilen lassen." 
* 
7. Januar 1867. 
„Um 1 Uhr in der Sitzung, bis halb 4 Uhr. Viel Post- und Eisenbahn— 
wesen Betreffendes. 
„Seit einigen Tagen habe ich eine Verbesserung meines hiesigen Lebens 
vorgenommen, wodurch dieses ein ganz anderes und vergnüglicheres geworden 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. I. 2
	        
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