Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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Auf der Tagesordnung der sechsten Sitzung des Kongresses norddeutscher 
Landwirte zu Berlin (19. Februar 1870) war folgender Antrag der Herren 
Sombart und Schumacher gestellt: „Der Ausschuß des Kongresses wird beauf— 
tragt, an den Kanzler des Norddeutschen Bundes die Bitte zu richten, dahin 
zu wirken, daß in Gemäßheit des Artikels 8 der norddeutschen Bundesverfassung 
der dauernde Ausschuß für Handel und Verkehr im Bundes— 
rat durch einen Vertreter des Ackerbaugewerbes verstärkt werde.“ 
Nachdem Bismarck von diesem Antrag während seiner Teilnahme an der 
Beratung des Kongresses am 18. Februar gehört hatte, erbat er sich alsbald 
das Wort und bemerkte: 
„Wenn ich morgen der Diskussion Ihres dringlichen Antrags nicht bei— 
wohne, so wollen Sie mir dies weder als Mangel an Interesse noch als 
Widerstand, den Sie von mir gegen Ihren Antrag zu erwarten haben, aus- 
legen, vielmehr nur dem Umstand meine Abwesenheit zuschreiben, daß ich über 
solche Sachen organisatorischer Natur nicht berechtigt uud berufen bin, mich 
auszusprechen, ehe ich nicht gewiß bin, welches die Ansicht der übrigen dabei 
mitwirkenden Faktoren ist. Dazu habe ich zu rechnen in allererster Linie meinen 
Allergnädigsten Herrn, den König, ohne dessen Instruktionen ich nicht verfahren 
kann, dessen Sympathie für Ihre Sache aber eine sichere ist. Ferner habe ich 
auf meine preußischen Kollegen und weiter auf den Bundesrat Rücksicht zu 
nehmen, sowie darauf, wie die Finanzfragen, die aus etwaiger Vermehrung 
unserer Organe hervorgehen, vom Reichstag beurteilt werden. Ich möchte nun 
weder nach irgend einer Seite hin vorgreifen und mich mit Recht beschuldigen 
lassen, daß ich ohne Verständigung mit denen, die berechtigt sind, mitzureden, 
mich ausgesprochen habe, noch, glaube ich, würde es angemessen sein, daß ich 
stillsschweigend Ihrer Debatte beiwohnte, ohne mich zu äußern. Ich bitte, mich 
also zu entschuldigen, wenn ich mich der Teilnahme an der morgenden Sitzung 
enthalte, und dies nicht als Mangel an Teilnahme auszulegen."“ 
An demselben Tage richtete Graf Bismarck an den Vorsitzenden 
des dritten Kongresses norddeutscher Landwirte, den Reichstags- 
abgeordneten v. Benda, folgendes eigenhändige Schreiben: 
Berlin, 18. Februar 1870. 
Ew. Hochwohlgeboren 
haben die Güte gehabt, mir zuzusagen, daß Sie in der morgen stattfindenden 
Sitzung des landwirtschaftlichen Kongresses meine persönliche Stellung zu 
dem heute gestellten dringlichen Antrage auf Vertretung der landwirt- 
schaftlichen Interessen im Bundesrat erläutern würden. Nachdem 
dies am Schluß der heutigen Sitzung von meiner Seite insoweit geschehen ist, 
wie ich im Augenblick dazu im stande war, werden Sie aus der Art, wie ich 
mich aussprach, bereits den Schluß gezogen haben, daß nach meiner persön-
	        
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