Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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angesehen, ob sie auch seinem praktischen und preußischen Sinne entspräche. 
Und sollte Bismarck wirklich damals in dem Bannkreise der Leonhardtschen 
Reform bis in ihre Einzelheiten gestanden haben, so hat er später bezeugt, daß 
ihn die seit der Einführung gesammelten Erfahrungen in manchen Punkten eines 
andern belehrt haben.“) 
Leonhardt war Minister vom 5. Dezember 1867 bis 30. Oktober 1879; 
seine Thätigkeit entfällt also zum größten Teil in die Zeit nach Errichtung des 
Deutschen Reichs, und wird uns somit Gelegenheit geboten werden, später noch 
einmal auf ihn zurückzukommen. 
Ministerialdirektor Mosers'““) 
(geboren 14. Januar 1817, gestorben 26. Februar 1874) 
bekleidete die Stelle eines Ministerialdirektors im Ministerium für Handel, 
Gewerbe und öffentliche Arbeiten, als Nachfolger Delbrücks, unter dem Moser 
bis dahin gearbeitet hatte. Er stand der IV. Abteilung dieses Ministeriums 
(für Handel und Gewerbe) vor. Solange das Bundeskanzler-Amt noch nicht 
bestand, nahm diese Abteilung eine bedeutsame Stellung ein. Nachdem Handel 
und Gewerbe in der Hauptsache Bundessache geworden waren, ging die Bedeutung 
dieser Abteilung natürlich zurück. Was auf diesem Gebiete Bedeutsames zu 
entscheiden war, gelangte bei Bismarck durch Delbrück zum Vortrag. Zu per- 
sönlicher Berührung Bismarcks mit Moser fehlte also die Gelegenheit. 
Ministerialdirektor Weishaupt 
(geboren 8. April 1817). 
Da der Handelsminister Graf Itzenplitz sich in das Technische seines Ressorts 
nie völlig hineingearbeitet hatte, so liebte es Bismarck, in Eisenbahnfragen 
direkt mit dessen Untergebenem, dem Ministerialdirektor Weishaupt, zu verhandeln. 
Bismarck korrespondirte mit demselben in Sachen der Frachtermäßigungen auf 
den pommerschen Eisenbahnen und in Betreff einer wirksameren Handhabung der 
Bundesgewalt in Eisenbahnsachen, "“) und verhandelte mit Weishaupt auch über 
die Bestimmungen, welche bezüglich des Eisenbahnwesens in die Reichsverfassung 
aufgenommen werden sollten. Bismarck ließ Weishaupt wiederholt zu sich 
kommen. Einmal besprach er mit ihm den Wunsch einer direkten Verbindung 
zwischen Bayern und Preußen mit Umgehung von Sachsen. 1866 und 1870 
*) „Unsere Minister seit 1862“, S. 76. 
*“) Heinrich Albert Eduard Moser wurde 1856 Regierungsrat, 1858 Geheimer Regie- 
rungsrat, 1862 Geheimer Ober-Regierungsrat, am 13. Oktober 1867 Wirklicher Geheimer 
Ober-Regierungsrat und 1873 als Präsident der deutschen Kommission zur Weltausstellung 
nach Wien entsandt. 
*““) Vgl. die von mir herausgegebenen „Aktenstücke zur Wirtschaftspolitik des Fürsten 
Bismarck“, Bd. I S. 150.
	        
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