Leben noch etwas genießen, in einem gewissen Grade leichtsinnig sein muß.
Das bin ich nun zwar nicht, indessen fühle ich doch in gewisser Weise die
Wahrheit des Satzes: Je toller, je besser. Denn eine oder ein paar schwierige
Amtssachen ließen mich früher oft nicht ruhig schlafen, bis sie geordnet oder
erledigt waren. Jetzt, wo diese Dinge dutzendweise auf mich drücken, geht es
besser als früher. Hexen kann ich nicht. Leben muß man ja auch. Und so
vergißt sich leichter eins über das andere, wenigstens auf einige Zeit.
„Wie Gott will! Ich habe die Situationen nicht gemacht, auch mich nicht
hineingedrängt. Ein Unheil für mich ist es vielleicht, daß ich mir die Geschäfts-
sachen zu sehr zu Herzen nehme. Doch das gehört zum Kapitel vom Leicht-
sinn!"
*
10. Januar 1867.
Um 5 Uhr Diner bei dem Prinzen Albrecht, dessen Pracht und Weine
ausführlich beschrieben werden.
12. Januar 1867.
„Gegen 4 Uhr fahre ich zu dem Kleinstaatenministerdiner, welches der
Herzog, wie N. versicherte, höchst praktisch findet. Das ist es allerdings, und
wir erfahren wenigstens jeder von jedem täglich, daß keiner etwas Neues weiß.
Meine Bemerkung: wir führen hier eine Art Badeleben, — ist sprichwörtlich
geworden und kommt vielleicht in den „Kladderadatsch#. Wer sich nicht Arbeit
von Hause schicken läßt, der hat nichts zu thun als zu flaniren, zu dejeuniren,
wieder zu flaniren, zu diniren und dann in irgend ein Theater zu fahren.
Und dazu morgen: Sonntag! — Ob man heute etwas wissen wird? — Man
vermutete gestern eine neu amendirte Vorlage, die Savigny nach den formu-
lirten Anträgen machen lasse durch Lothar Bucher, jetzt königl. preußischer
Legationsrat; 1848 weggejagter Revolutionär, intimer Freund von Kinkel und
Konsorten. Der sitzt mit uns Abgesandten in einem Saal und schreibt nieder.
was wir nicht zu lesen bekommen. Wie mag sich mancher darüber amüsiren.
„Nach Tische. Keiner der Kollegen wußte ein Wort über den Stand der
Sache, derentwegen wir hier sind. Gespräch sehr munter. Das sind die besten
Stunden.“
*
13. Januar 1867.
„Wenn man nur wüßte, was aus der Hauptsache hier werden wird!
Nun, im Laufe der heute begonnenen Woche muß es doch zur ernstlichen Dingen
kommen; denn nun liegen wir 4—5 Tage ruhig vor Anker. Keiner weiß ein
Wort vom Stande unserer Bündnisberatungen. Einer sagte, v. Savigny habe
Fachmänner gehört, und es solle nun bald losgehen. Ein zweiter sagte, Herr
v. Bülow (Strelitz) sei ihm begegnet und habe gesagt, ein dritter habe ihm