Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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Werke: „Preußen im Bundestage“.*) Larisch, der inzwischen herzoglich sachsen— 
altenburgischer Minister geworden war, kam am 16. Februar 1855 in Frank- 
furt a. M. an, um die altenburger Verfassungsfrage zu betreiben. Sein erster 
Schritt und Besuch galt dem österreichischen Präsidialgesandten Freiherrn von 
Prokesch, mit dem er sogleich verabredete, wie die Sache beim Bund behandelt 
werden sollte. Bismarck fühlte sich dadurch verletzt, daß ein Landsmann und 
so alter Bekannter von ihm, wie Larisch es war, sich mit seinem Anliegen 
zuerst an das Präsidium, und nicht an den preußischen Gesandten gewendet 
hatte. Auch in der orientalischen Frage wußte Bismarcks Kollege von der 
Potsdamer Regierung für Preußen keinen andern Rat, als vollständigen An- 
schluß an Oesterreich, und sprach sich in dem Sinne Bismarck gegenüber aus, 
Oesterreich werde Altenburg an Sachsen schenken, wenn Altenburg nicht mit 
Oesterreich stimme. Bismarck stellte dem Minister Freiherrn v. Manteuffel 
anheim, die Autorität des Oheims zu benützen, „.um dem Herrn Neffen das 
preußische Bewußtsein neu zu beleben. „Ich will ihm eben meinen Gegenbesuch 
machen und das meinige auch zu jenem Zwecke thun." 
Die Berufung Bismarcks in das Ministerium erfolgte hauptsächlich auf 
Betreiben des Kriegsministers v. Roon. Im Jahre 1862, es wird im Mai 
gewesen sein, kam Bismarck von Petersburg nach Berlin, und es handelte sich 
jetzt darum, ihn dem Könige als Ministerkandidaten plausibel zu machen. 
Vorher besprachen Roon und der Fürst von Hohenzollern den Wechsel 
auch noch mit dem zufällig in Berlin anwesenden Minister v. Larisch. Letzterer 
glaubte, daß Bismarck als auswärtiger Minister der geeignete Mann für den 
Fall sei, daß der König zu bewegen sei, ein ernstes Wort, eventuell mit mili- 
tärischem Nachdruck, mit Oesterreich zu sprechen. Das innere Ressort hätte 
Larisch lieber anderen Händen anvertraut gesehen. Wenige Minuten nach dieser 
Unterredung, die im Hause des Kriegsministers Roon stattfand, traf Larisch 
mit Bismarck im Salon von Frau v. Roon zusammen. 
Während des Frankfurter Fürstentages 1863 hielt v. Larisch dem König 
von Preußen im Salonwagen zwischen Darmstadt und Aschaffenburg einen 
Vortrag auf Veranlassung Bismarcks und in dessen Gegenwart. 
Vor Ausbruch des Krieges von 1866 wurde Larisch von seinem Herzog 
nach Berlin geschickt, um sich zu vergewissern, ob der Waffengang zwischen 
Oesterreich und Preußen eine definitiv beschlossene Sache sei. Zuerst wurde 
Larisch an Herrn v. Thile verwiesen, der demselben Aufschlüsse über Bismarcks 
Politik gab. Nach zwei Stunden erfolgte der Empfang bei Bismarck. Larisch 
erklärte dem Ministerpräsidenten, der Herzog habe gegen das ihm von Preußen 
vorgeschlagene Bündnis Bedenken, weil der Bundestag dadurch an die Luft 
gesetzt würde. Er, Larisch, habe dem Herzog den Anschluß an Preußen als 
*) Band 1V, Seite 234.
	        
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