Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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Bedingung des Verbleibens der preußischen Stabsoffiziere in Altenburg und 
seines eigenen Verbleibens im Amte gestellt. Bismarck bemerkte, der König 
habe bereits direkt ein Telegramm an den Herzog in Altenburg gerichtet, nach 
dessen Empfang an einem Nachgeben des letzteren und dem Verbleiben von 
Larisch im Amte nicht mehr zu zweifeln sei. Nachdem die politische Unter- 
haltung erledigt war, führte Bismarck Herrn v. Larisch zu Tisch, wobei ihm 
der Platz neben Herrn v. Keudell angewiesen wurde. Nach dem Diner machte 
Bismarck Larisch vertrauliche Mitteilungen über den Stand der Verhandlungen 
mit Oesterreich und seine dem Grafen Rechberg gegenüber in der schleswig- 
holsteinschen respektive dänischen Kriegsfrage beobachtete Politik. Als Larisch 
seine Verwunderung darüber ausdrückte, wie er Oesterreich zu einer militärischen 
Kooperation gegen Dänemarck in der schleswig-holsteinschen Sache vermocht 
hätte, erzählte Bismarck beim Rauchen einer Cigarre folgendes: „Ich habe den 
Grafen Rechberg an ein Zwiegespräch über dieselbe Frage in der Zeit des 
Frankfurter Bundestags erinnert. Wir ritten damals spazieren und unter- 
hielten uns eben über jenes politische Problem, als wir plötzlich vor einem 
breiten Graben ankamen. Ohne mir's lange zu überlegen, gab ich dem Pferde 
die Sporen, setzte über den Graben und rief dem mir erstaunt nachsehenden, 
auf der andern Seite des Grabens zurückgebliebenen Grafen zu: „Sehen Sie, 
so wird es Preußen machen, wenn Sie nicht alliirt mit demselben gegen Däne- 
marck vorgehen.“ 
Den vom 15. Dezember 1866 bis 7. Februar 1867 währenden Kon- 
ferenzen zur Beratung der norddeutschen Bundesverfassung wohnte auch Larisch 
bei. Derselbe wünschte in die Verfassung des Norddeutschen Bundes: 
1. das monarchische Prinzip bei Festsetzung der Präsidialbefugnisse reiner 
zum Ausdruck zu bringen, und 
2. nicht bloß die Einheitlichkeit der materiellen Interessen, sondern auch 
durch Gründung einer Akademie der Wissenschaften respektive allgemeine Vor- 
schriften für das Universitätswesen, für die einheitliche Fortentwicklung des 
höheren deutschen Kulturlebens — in welchem die kräftigsten Wurzeln der 
deutschen Einheitsbestrebungen lägen — Sorge zu tragen. 
Bismarck ging über diese Anregungen zur Tagesordnung über, indem er 
die Vorschläge als „Professorenweisheit“ bezeichnete. 
Anfangs 1867 machte v. Larisch den Versuch, eine freiwillige teilweise 
Mediatisirung der thüringischen Kleinstaaten ins Werk zu setzen. Unter Zu- 
stimmung seines Herzogs dachte er sich die Ausführung so, daß sich die ge- 
dachten Staaten unter Abgabe der höheren Gesetzgebungsrechte und der aus- 
wärtigen Politik an den Bund ganz auf die kleinen Regierungsrechte zurückziehen 
sollten. Als dieses Projekt an dem Widerspruch der Agnaten des herzoglichen 
Hauses gescheitert war, reichte v. Larisch den Antrag auf Demission als 
altenburgischer Minister ein und reiste demnächst nach Berlin, um in einer Audienz
	        
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