Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

im preußischen Ministerium, namentlich seitens der sogenannten Fachminister, 
das ist der Finanzen und des Handels und der Gewerbe (bielleicht auch des 
Krieges) Bedenken erhoben worden sein, was denn aus ihrer Stellung zur 
preußischen Monarchie werden solle, wenn der Bund mit seinen Ausschüssen 
ins Leben trete, zu dem und zu denen sie in gar keinem Verhältnis ständen? 
— Ist das richtig, so fühlen die Herren, daß sie mit ihren Ressorts in eine 
ganz gleiche Lage kommen wie die Kleinstaaten, das heißt Opfer bringen müssen 
rücksichtlich ihrer Omnipotenz. Aber dieselben sind dann noch in einer ganz 
andern Lage. Für uns geht es ohne solche Opfer — ich meine hier nicht 
direkt finanzielle, sondern zum Beispiel die Post= und Eisenbahnverwaltung, — 
nicht ab. Das wissen wir und darein kann man sich ergeben. Aber die Fach- 
minister — es soll zum Beispiel eine neue Eisenbahn von Luckenwalde über 
Loburg nach Magdeburg gebaut werden — wissen nun gar nicht, woran sie 
künftig sein werden, wenn dergleichen vom Bunde abhängen soll. Freilich ist 
der König von Preußen dessen Oberhaupt (Präsident), aber die preußischen 
Minister sind doch nur Minister des Königs von Preußen, nicht die des Bundes- 
oberhaupts. Wenn diese Bedenken wirklich vorwalten und Grund haben, was 
ich für jetzt glaube, dann ist die ganze Kompetenz des Bundes nicht 
genügend erwogen und überdacht, dann bringt sich Preußen in die- 
selbe Falle hinein, die es uns gelegt hat."“ 
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16. Januar 1867. 
„Allgemeine Belustigung bewirkte gestern meine Mitteilung, daß ich mich 
auf einen Monat (für 7½ Sgr.lI) bei einem Leihbibliothekar abonnirt habe. 
Der Darmstädter Gesandte war sogleich entschlossen, einen Zeitungsartikel des- 
halb zu erlassen. Auch heute, also den 16., noch keine Spur, was weiter 
werden wird. In mancher Beziehung ist es doch gut, daß ich jetzt nicht in 
Dessau bin. Wäre ich dort, so gäbe das die unerquicklichsten Unterredungen, 
und wie anstrengende! — Den Nörgeleien des Landtags auszuweichen ist auch 
nicht übel. Und wenn ich in meinem Hotel still vor Anker liege und jetzt 
Diemanshof nochmals lese, so tausche ich doch nicht mit dem Aufenthalt im 
Landtagssaal, gegenüber gewissen Gesichtern."“ 
"6“ 17. Januar 1867. 
„Immer noch keine Regung einer Fortbewegung. 
„Gegen 4 Uhr in das Hotel Royal gegangen. Gestern hatte ich zu Hause 
gegessen und war allgemein vermißt worden, was den Darmstädter zu der Kon- 
jektur veranlaßt hatte, ich müsse in meiner Leihbibliothek einen so anziehenden 
Roman gefunden haben, daß ich davon nicht loskommen könne. 
„Endlich — endlich soll morgen eine Sitzung sein. Es kamen auch wirk- 
lich durch einen Ministerialboten an mehrere Minister, die im Hotel Royal
	        
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