Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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wohnen, die Einladungen, an andere nicht; auch nicht an mich. Ich habe auch 
bis jetzt 8 Uhr abends noch keine. 
„v. Seebach wollte wissen, die morgende Sitzung sollte nur dazu dienen, 
Preußen zu beauftragen, das Parlament einzuberufen, und — was kaum 
glaublich — demselben den Entwurf der Verfassung prout jacet, also ohne 
unsere, respektive vor unserer Zustimmung vorzulegen. Die Sitzung 
habe heute abend schon sein sollen, aber Savigny sei zu einer Soirée bei 
Seiner Mgajestät geladen. 
„So wird man behandelt! Und v. Seebach erkannte es als richtig, als 
ich auf die Stelle aus „Fanchon“ verwies: 
„Wir andern aber fistuliren 
Als Balgentreter hintendrein! 
„Da nun aber, und wenn nun aber die Preußen machen, was ihnen gut dünkt, 
dies auch können, ohne daß wir mucksen, wozu treiben wir uns hier herum? — 
Watzdorf kommt gar nicht mehr, die Mecklenburger auch nicht, nämlich zum Diner. 
„Während ich ausgegangen war, ist Herr v. Thile mit eingeknickter Karte 
hier gewesen. Er wird Mitleid mit meiner Lage fühlen. 
„Abends 10 Uhr kommt die Einladung zur Sitzung, desgleichen eine solche 
zu Thiles zum Montag halb 9 Uhr. Thee, 30—40 Personen.“ 
* 
18. Januar 1867. 
„Neulich kam, als wir allein waren unter uns, Campe, Krosigk und ich, 
die Rede auf die Ministergehälter. Ersterer bezieht 5000 Thaler; Krosigk 
5000 Gulden. Ich, befragt, sagte ganz offen: „Als ich Minister geworden, 
habe ich mein Präsidentengehalt von 2500 Thaler behalten, und da mir nicht 
gegeben sei, derartige Sachen zur Sprache zu bringen, so sei es dabei ver- 
blieben.“ Darüber wunderten sie sich. 
„In der heutigen Sitzung wurde nun über eine von uns allen an Preußen 
zu erteilende Vollmacht verhandelt, das Parlament zu eröffnen und den „bis 
dahin von den Regierungen zu vereinbarenden Entwurf“ vorzulegen und zu ver- 
treten. Hierauf wurde von Savigny mitgeteilt, nächste Woche werden die 
eigentlichen Sitzungen mit bestimmten Erklärungen beginnen, und zwar, wenn 
kein anderer Tag gewünscht werde, den Montag.“ Jeder schwieg in dem 
Wunsche, nur fertig zu werden. Wann aber die Sache zu Ende kommen wird, 
das weiß kein Minister noch Geheimerat. Aber — mein Diener hat es entdeckt! 
Den 23. gehe die Sache zu Ende. Und wer ist die Quelle? — Savignys 
Bedienter!! Der hat es den übrigen Ministerialboten verraten, und damit 
stimmt die Aussage des Dieners des sächsischen Gesandten überein. Prächtige 
Situation, dies durch die Bedienten zu erfahren! Ich halte nämlich diese An- 
gaben für glaublich."“ 
*.
	        
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